Babysitting

oder: Familienleben

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Ich saß auf den Stufen der Treppe, ich wusste gar nicht mehr, wie lange schon. Die Zeit hatte keine Bedeutung mehr für mich. Johanna und Raphael verloren zu haben war so ungefähr das Schlimmste, das ich mir hatte vorstellen können, und das war nun geschehen.


Irgendwann hörte ich erneut einen Automotor, was für diese abgeschiedene Gegend recht ungewöhnlich war, vor allem um diese Uhrzeit. Ich sah kurz auf, um zu sehen, was für ein Auto gleich an meinem Haus vorbei fahren würde, doch zu meiner Überraschung hielt es an.


Es war ein Taxi.

Ungläubig starrte ich auf die Silhouette von Johanna, die sich auf mich zubewegte. Kurz, bevor sie bei mir war, stand ich hastig auf. Sie sollte mich jetzt nicht so niedergeschlagen sehen, nachdem ich ihr vorhin erklärt hatte, dass ich absolut nichts dagegen hatte, dass sie zu Gregor zog. Sie hätte doch dann sofort die richtigen Schlüsse gezogen.

 

Natürlich musste ich davon ausgehen, dass sie mich schon da sitzen gesehen hatte, dennoch würde ich mir jetzt wieder meine Maske aufsetzen und gute Miene zu diesem Spiel machen. Sicher hatte sie nur etwas vergessen, das sie noch brauchte, und würde gleich wieder gehen.

Johanna blieb vor mir stehen und sah mich offen an. Weil sie nichts sagte, fragte ich sie:

"Hast du was vergessen?". Sie wartete einen Augenblick und musterte mich dabei, bis sie antwortete:

"Nein, das habe ich nicht". Verwirrt blickte ich sie an. Ich sah ihr an, dass es in ihr drin arbeitete, dass sie sich etwas überlegte.

"Kann ich... sonst etwas für dich tun?", fragte ich dann nach.

"Ich denke, dass du das kannst". Sie holte noch einmal tief Luft, bevor sie fort fuhr: "Lucas, wir müssen damit aufhören. Es ist unglaublich, wohin uns unsere Sturheit gebracht hat! Heute Abend haben wir uns angemeckert, und ich fragte mich gerade im Auto, ob die Gründe, die wir da vorgaben, auch wirklich die waren, die uns beschäftigten. Und vielleicht immer noch beschäftigen. Das alles entstand doch daraus, dass wir nicht alles, wirklich alles miteinander besprochen haben. Es war ein heilloses Durcheinander, wir kamen selbst nicht mehr mit unseren Gefühlen klar, wie hätte es da der andere tun sollen? Ich weiß nicht, warum, aber es ist so viel schief gelaufen. Jetzt stehen wir hier, ich war auf dem Weg zu Gregor, weil ich Sicherheit in meinem Leben brauchte. Und auch du hast Michelle. Wir hätten unser Leben gelebt, und es wäre mit Sicherheit nicht schlecht gewesen. Aber wäre es so gewesen, wie wir uns das wirklich gewünscht haben? Sind wir gerade auf dem Weg, unser Leben so zu leben, wie wir es wollten? Ich will, dass wir darüber reden. Jetzt. Ich will, dass wir alles besprechen, alles, was in den letzten Jahren ungesagt blieb. Ich will hier nicht weggehen, ohne zu wissen, genau das Richtige zu tun. Deshalb bitte ich dich: Rede mit mir. Und ich will die Wahrheit".

 

Ich starrte Johanna an und ließ sekundenlang ihre Worte auf mich wirken. Sie war direkt und offen gewesen und ich wusste genau: Es war absolut wahr, was sie gesagt hatte. Wir hatten viel zu viele Türen geschlossen gehalten, nicht nur in den letzten Monaten, sondern in den letzten Jahren, sogar während unserer Beziehung.

"Du hast absolut Recht, Hanna", sagte ich dann zu ihr. "Wer fängt an?"

"Ich möchte dich zuerst etwas fragen", sagte sie, und ich nickte, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich einverstanden war. Sie schluckte noch kurz, bevor sie fragte:

"Macht es dir wirklich nichts aus, dass ich zu Gregor ziehe?". Es war verständlich, dass sie diese Frage zuerst stellte, denn es war die aktuellste Sache. Und ich sagte ihr nun, was ich wirklich fühlte.

"Es macht mich wahnsinnig, dass du zu ihm ziehst", antwortete ich dann.

Ich sah, dass ihre Mundwinkel leicht zuckten, dann fuhr sie fort:

"Warum hast du mir vorhin dann etwas ganz anderes gesagt?"

"Weil ich dir nie wieder im Weg stehen wollte. Weil ich mir geschworen hatte, dass ich dir keine Entscheidung mehr abnehme oder gar aufzwinge. Und weil ich dachte, dass es dein neues Glück ist und dem nicht im Weg stehen wollte". Die Worte waren nur so aus mir heraus gesprudelt, und ich fühlte, wie sich meine Wangen erhitzten. Ich hatte ihr tatsächlich mein Innerstes dargelegt in einem Moment, in dem sich unsere Wege trennten.

"Deshalb hast du gute Miene zum bösen Spiel gemacht?", fragte sie dann überrascht.

"Ja, aber warum überrascht dich das? Ich hatte damals, als ich mit dir Schluss gemacht habe, den größten Fehler überhaupt gemacht, denn ich hatte nicht mit dir gesprochen sondern bin davon ausgegangen, dass du ohne mich besser dran bist. Ich hatte das einfach mal so für dich entschieden, das wollte ich nie wieder tun. Wenn ich dich jetzt von Gregor zurückgehalten hätte, hätte ich wieder das Gefühl gehabt, in dein Ding zu pfuschen". Nun schluckte sie wieder und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen.

Als sie mich wieder ansah, sah sie noch entschlossener aus als vorhin.

"Wir hätten wirklich schon viel früher darüber reden müssen. Du hast mich ja an vielem teilhaben lassen, aber ausgerechnet an dieser wichtigen Sache nicht".

"Ich weiß, dass das dumm war. Schon damals. Denn hätte ich da mit dir gesprochen, hätte ich erfahren, dass du schwanger bist und diese Tränenausbrüche damit zusammen hingen. Wir hätten uns gemeinsam auf unser Kind gefreut und unser Leben wäre total anders verlaufen"

"Damit hast du recht", sagte Johanna. "Aber auch ich habe Fehler gemacht. Ich hätte dir sagen müssen, dass ich tatsächlich Unsicherheiten gespürt habe, wenn da attraktive Frauen aufgetaucht sind. Nicht, dass ich dir nicht vertraut hätte, aber sie erinnerten mich an viele schmerzhafte Stunden, denen ich dir als Teeny nachgeweint hatte, während du mit anderen Mädchen geknutscht hast. Oder auch dann, als du mir an den Schrebergärten gesagt hast, dass du mich noch liebst. Ich hatte meine Gefühle dir gegenüber vergraben und mich auf Gregor konzentriert, weil ich dachte, dass er mir die Sicherheit geben konnte, die ich brauchte. Und daran wollte ich festhalten und nicht als erwachsene Frau und Mutter die gleichen Fehler machen wie als Teenager, als ich dir so lange hinterhergelaufen bin. Ich wollte reif sein, gereift. Ich wollte Verantwortung für mich und unser Kind übernehmen. Und weil ich zu diesem Zeitpunkt mit Gregor zusammen war, wollte ich nicht wieder Veränderungen in meinem Leben haben und habe an ihm festgehalten. Dass du bei mir die alten Gefühle wieder zu Tage gefördert hast, solltest du natürlich nicht wissen. Und ich war mir sicher, ich könnte sie einfach wieder begraben und mit Gregor glücklich werden". Sie machte eine erschöpfte Pause und ich hatte das Gefühl, in diesen letzten Sekunden alle fehlenden Puzzleteile von ihr bekommen zu haben die mir bisher noch gefehlt hatten.

"Aber was für ein riesiger Irrtum!", sprach sie dann weiter, leiser und ruhiger als davor. "Als ich vorhin in dem Taxi saß, habe ich minutenlang nur geweint. Es ist einfach aus mir herausgebrochen, wie wenn ein Damm bricht".

 

Ich sah ihr von einem Auge zum anderen, sah die Entschlossenheit in ihren Augen, und noch etwas, was ich schon lange nicht mehr darin wahrgenommen hatte. Ich wollte es zuerst nicht glauben, dachte, dass mir meine Sinne einen Streich spielten, doch dann wurde mir bewusst, dass wir hier standen, um endlich alle offenen Fragen zu klären, und mir wurde klar, dass dieser Blick sehr wohl das war, als das ich ihn sah. Nämlich ihre Zuneigung zu mir.

Doch ich musste noch etwas wissen:

"Du warst also eifersüchtig, als wir zusammen waren? Obwohl ich mir sicher war, dir bewiesen zu haben, dass es für mich nur noch dich gibt?", hakte ich nach.

"Es war nicht direkt Eifersucht...", überlegte sie. "Ich kann es gar nicht so recht in Worte fassen, muss ich gestehen. Wie gesagt, ich habe dir vertraut, das war nicht das Problem. Es war eher dieses Gefühl, dann wieder das unscheinbare Mädchen von früher zu sein, das du nicht beachtet hattest. Ich fühlte mich teilweise dahin zurückversetzt". Nun sah ich sie ungläubig an und sie lachte auf, als sie diesen Blick sah.

"Ich sagte doch, dass ich ebenfalls Fehler gemacht habe! Ich hätte das mit dir besprechen müssen, mir einfach die Bestätigung abholen, dass du trotz der attraktiven Frauen nur mich liebst. Das ist ein Riesenunterschied, und ich hätte das früher oder später begriffen. Und ich habe es begriffen. Vielleicht war es für mich auch lange einfach unfassbar, dass mein Traum wahr geworden war. Du warst mit mir zusammen, etwas, das ich mir so lange gewünscht hatte. Wahrscheinlich war ich einfach überfordert. Und dann natürlich die ungeplante Schwangerschaft!".

"Hätte ich etwas tun können, damit du dich besser gefühlt hättest? War etwas an meinem Verhalten falsch?", fragte ich sie.

"Außer der fehlenden Offenheit wegen der Sache, dass du tatsächlich geglaubt hast, ich wäre ohne dich besser dran, nichts. Du warst ein Traum von einem Partner. Ich habe mich weder davor noch danach so glücklich gefühlt wie an deiner Seite". Ich sah sie an, runzelte kurz fragend die Stirn, weil mir diese letzten Worte im Kopf herum schwirrten. Ich knetete diesen Satz, formte ihn neu. Und egal, welche Form er danach hatte, er sagte mir doch immer das gleiche.

"Wenn das stimmt...", begann ich und stockte noch mal kurz, um zu überlegen, was ich jetzt genau sagen sollte. Sie legte mir ihren Finger auf meine Lippen und sagte an meiner Stelle leise:

"Warte noch kurz. Ich möchte zuerst wissen, ob du Michelle liebst". Sie nahm ihren Finger wieder weg, damit ich ihr antworten konnte.

"Ich achte sie", sagte ich ehrlich, "aber selbst wenn ich es wollte, könnte ich sie nie so lieben, wie ich dich liebe". Oh Gott, ich hatte es gestanden! Wir waren so offen gewesen, und es war mir so selbstverständlich über die Lippen gekommen, dass ich jetzt gespannt beobachtete, wie Johanna darauf reagierte. Deren Augen begannen zu leuchten, dann kam sie auf mich zu.

"Und du?", wollte ich dann wissen, "Wie sieht es mit dir und Gregor aus?". Ich sah ihr von einem Auge zum anderen, spürte ihre Hand ganz sachte auf meiner Schulter und mein Herz klopfte plötzlich so schnell wie noch nie.

"Ich liebe nur einen Mann", antwortete sie, "und das bist du".

Und dann war alles gesagt. Ich küsste sie, zuerst ganz vorsichtig, und es war ein unbeschreibliches Gefühl, endlich wieder ihre Lippen zu spüren. Ich legte alle meine Gefühle für sie in diesen Kuss, ließ sie fühlen, was ich für sie empfand. Und sie stand mir in nichts nach. Wir küssten uns minutenlang, konnten überhaupt nicht mehr aufhören den anderen zu spüren und zu liebkosen.

Dieser Moment war unbeschreiblich. Das pure Glück strömte durch meinen Körper.

Es war unglaublich, wie schön es war, wieder mit Hanna zusammen zu sein. Auch Freunde und Familie freuten sich für uns und Raphael war total aus dem Häuschen, nicht umziehen zu müssen. Meine Mutter hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich bei jedem Besuch daran zu erinnern, diesmal keinen Mist mehr zu machen.

 

Gregor und Michelle hatten es natürlich nicht ganz so toll gefunden, als wir mit ihnen Schluss gemacht hatten. Gregor hatte zwar großspurig gemeint, dass ihm das schon lange klar gewesen war, doch ich hielt das nur für einen Spruch, um nicht ganz wie ein Depp dazustehen. Aber das kümmerte mich nicht. Gregor "Angeber" Benning war Vergangenheit, genau wie so vieles anderes. Ich hatte aus den letzten Jahren gelernt, und Hanna ebenso, und das spürte man auch in der Beziehung. Wenn ich es früher auch nicht geglaubt hätte, aber wir waren noch vertrauter und glücklicher zusammen.

2 Jahre später

Es war ein wunderbarer Frühlingstag, als Gerda Kappe Hanna und mich zu sich nach Hause eingeladen hatte.

Während wir nach unserem Klingeln darauf warteten, dass uns jemand die Tür öffnete, sagte ich zu Hanna:

"Ich freue mich, Gerda mal wieder zu sehen, hoffe aber, dass Albert entweder nicht da ist oder einfach mal ganz normal mit mir spricht".

"Ach, in letzter Zeit war er doch gar nicht mehr so schlimm, oder?", bemerkte Hanna.

"Was vielleicht daran liegt, dass ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Zu unseren Geburtstagen kommt ja auch immer Gerda alleine"

"Das stimmt natürlich", stimmte Hanna zu. "Aber Gerda war doch auch immer recht zuversichtlich. Oder hat sie dir irgendetwas erzählt, dass es wieder nicht so gut mit Albert klappt?"

"Nein, und das freut mich echt. Gerda ist richtig aufgelebt in den letzten Monaten", sagte ich.

Wir konnten dann nicht mehr weiter reden, denn in diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Gerda begrüßte uns. Gleich dahinter stand Albert, der bei seinem "Hallo" kaum die Lippen auseinander bekam. Gerda jedoch ließ es sich nicht nehmen, Hanna und mich kurz in den Arm zu nehmen.

"Es freut mich, dass ihr hier seid!", sagte sie.

"Wir freuen uns und bedanken uns für die Einladung!", gab ich zurück.

Wir machten es uns am Esstisch bequem. Ich hatte das unfassbare Glück, neben Albert zu sitzen. Es war schon seltsam, dass ich mich mit Gerda so gut angefreundet hatte und ihrem Mann nie näher gekommen war als bei unserer kleinen Schlägerei vor ein paar Jahren. Seither versuchten wir uns aus dem Weg zu gehen. Auch jetzt wandte ich mich gleich an Gerda.

"Du warst am Telefon so geheimnisvoll... ich hoffe, dass du uns jetzt nicht ewig auf die Folter spannen möchtest!"

Gerda lachte kurz auf.

"Keine Sorge! Die Sache ist für uns selbst so dringlich, dass ich jetzt ganz sicher nicht noch über die momentane Wetterlage plaudern möchte", sagte sie dann. Albert sah seine Frau kurz an, woraufhin diese auch gleich fortfuhr:

"Es ist so, dass wir das unfassbare Glück hatten, bei einem kleinen Gewinnspiel eine Reise zu gewinnen. Zwei Wochen Mallorca!", eröffnete sie uns sofort.

"Oh, das ist ja wundervoll!", freute sich Hanna sofort mit den beiden mit.

Und ich, der die schlimme Zeit der Familie aus erster Hand mitbekommen und gesehen hatte, wie schlecht es damals Gerda gegangen war, konnte mich ebenfalls einfach nur von Herzen für sie freuen. Wenn es jemand verdient hatte, dann sie.

"Das ist super, Gerda!", sagte ich.

"Es gibt ein... kleines Problem", sagte dann plötzlich Albert und sah wieder seine Frau an. Hanna runzelte die Stirn.

"Was für ein Problem?", wollte sie wissen, und ich sah gespannt abwechselnd von Gerda zu Albert.

Nun rang Gerda sichtlich mit sich.

"Es ist so: Wir haben eine Zeitspanne, in der wir die Reise antreten müssen, natürlich ist die außerhalb der Ferien und der Hauptsaison, was ich ja verstehe, die wollen ihren Preis so günstig wie möglich halten. Deshalb war die erste Reaktion auch, dass wir den Gewinn gar nicht annehmen, ohne die Kinder kam das zuerst überhaupt nicht in Frage. Doch die zwei Großen haben dann erklärt, dass wir doch blöd wären, so einen Gewinn verfallen zu lassen. Also haben wir meine Schwester Rita gefragt, ob sie in den zwei Wochen auf die Kinder aufpassen könnte, und sie hat zugestimmt. Wir nannten dem Veranstalter also den Reisezeitpunkt und bereiteten uns vor. Nun kam letzte Woche der Anruf von Ritas Mann Erich, dass Rita mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus liegt. Wir sind natürlich sofort zu ihr gefahren und haben sie besucht, und sie war untröstlich. Natürlich habe ich sie getröstet, schließlich geht es hier um ihre Gesundheit, die ja etwas wichtiger als ein Urlaub ist". Sie stockte kurz und ich konnte sie nur anstarren. Wie viel Pech konnte ein einzelner Mensch eigentlich haben?

"Gibt es denn keine andere Lösung? Es wäre doch ein Jammer, wenn ihr die Reise nun nicht antreten könntet!", warf ich sofort ein.

"Es...", begann Gerda und stockte. Es fiel ihr offensichtlich schwer, weiterzusprechen, und so langsam bekam ich die Ahnung, dass wir heute nicht nur eingeladen worden waren, um diese Geschichte zu hören.

"Könnten wir etwas für euch tun?", fragte ich geradeheraus, und Gerda sah mich dankbar an. Vermutlich war sie froh, dass ich den Anfang gemacht hatte.

"Ich weiß, was wir da von euch verlangen würden, aber es ist ja eigentlich schon alles geplant, ich habe mich auf meinen ersten Flug gefreut, und...", sie seufzte auf und mir war ganz klar, wie viel ihr diese Reise bedeutete. Und sie hatte sie auch verdient! Albert gönnte ich es weniger, auch wenn ich wusste, dass das falsch war. Und wenn ich nun seine Augen betrachtete, dann war da auch eine Ecke in mir, die sagte, dass auch Albert schwere Zeiten gehabt haben musste.

"Wann wäre das denn?", fragte nun Hanna.

"In fünf Tagen ginge der Flieger los", antwortete Gerda.

"In fünf Tagen?", hakte Hanna nach und auch mir wurde ganz anders. Denn Hanna würde in drei Tagen für ein Bauprojekt in den Norden Deutschlands fliegen, geplant waren dafür drei Wochen. War das denn zu fassen? War das jetzt wirklich genau zeitgleich? Wir klärten die Kappes über den Umstand auf und Gerda wurde schon wieder ernster. Denn jetzt lag es an mir, ob sie die Reise doch noch antreten würden können. Für mich hieße das, dass ich zwei Wochen lang auf ihre vier Kinder aufpassen müsste, zusammen mit Raphael hätte ich also fünf Kids zu betreuen.

 

Auf der anderen Seite: Ich hatte jetzt jahrelang mit fünf Personen unter einem Dach zusammen gelebt, darunter waren zwei Kleinkinder gewesen. Gerdas und Alberts älteste Tochter Miranda war 17 Jahre alt und stand schon sehr auf eigenen Beinen, sie konnte man gar nicht mehr als Kind betrachten sondern eher als Hilfe, Hans war mit seinen 15 zwar im schlimmsten Jungs-Teenageralter, aber ich würde mich schon in ihn hineinversetzen können. Desdemona war 14, Gerda hatte aber immer wieder erzählt, was für ein ruhiges Mädchen sie war, und die kleine Elvira war mit ihren 8 Jahren nur drei Jahre älter als Raphael.

 

Zwei Wochen. Das sollte doch zu schaffen sein?

"Gerda, ich wüsste jetzt nicht, warum ich nicht auch alleine auf eure Rasselbande aufpassen könnte", gab ich mutiger an als ich mich fühlte. Sicher, ich kannte die Kids schon lange, aber mir war ganz klar, dass es etwas völlig anderes war, hier für sie zu sorgen als kurz mit ihnen zu reden, wenn wir uns irgendwo über den Weg liefen.

"Ist das so?", hakte Gerda nach und das Strahlen kam in ihr Gesicht zurück.

"Ja, ich denke schon. Sie sind ja morgens in der Schule, da würde ich im Büro sein, und nachmittags könnte ich doch von zu Hause arbeiten. Das müsste ich noch mit meinem Chef abklären, aber ich denke, dass das ginge"

"Das würdest du wirklich tun?", freute sie sich, und als ich nochmals betonte, dass es sicher gut klappen würde, bot sie mir an, während dieser zwei Wochen in ihrem Haus leben zu können. Raphael und ich könnten das Schlafzimmer von ihr und Albert bekommen, so dass ich nicht schon frühmorgens hierher pendeln müsste, um die Kinder schulfertig zu bekommen.

"Siehst du, dann machen Raphael und ich also auch einen Tapetenwechsel!", lachte ich.

 

Nachdem mein Chef tatsächlich das okay gegeben hatte, konnten sich Albert und Gerda wieder in ihre Vorbereitungen stürzen, und auch ich packte für Raphael und mich ein paar Dinge zusammen. Am letzten Abend vor dem Abflug und unserem Umzug in das Kappe-Haus bekam ich noch mal einen Anruf von Gerda. Und als wäre es noch nicht Herausforderung genug, dass ich diese zwei Wochen für die Rasselbande sorgen musste, kündigte sich nun also für den kommenden Samstag auch noch der Besuch eines Privatschullehrers an. Es gab wohl irgend ein Programm, dass es nun unterprivilegierten Kindern ermöglichte, auf diese Privatschule gehen zu dürfen, und Gerda hatte eine Bewerbung für ihre vier Kinder geschrieben. Sie erklärte mir, was ich zu beachten hätte, gab aber auch an, dass die Kinder ebenfalls Bescheid wussten. Na, dann konnte ja gar nichts mehr schief gehen. 

Der Tag, als wir dann vor dem Haus der Familie Kappe standen, war ein schöner Frühlingstag. Ich parkte meine Ente auf der Wiese neben Gerdas Haus und ging mit Raphael zur Haustür.

"Papa?", fragte Raphael leicht zögerlich, als wir auf dem Weg zum Haus waren.

"Ja?", fragte ich zurück und sah meinen Sohn forschend an.

"Was ist... also, die sind ja immerhin zu viert, und ich bin allein... und was ist, wenn die mich ärgern?", wollte er dann wissen.

"Warum sollten sie das tun?", stellte ich eine Gegenfrage

"Weiß nicht", sagte Raphael und grübelte.

"Siehst du. Mache dir keine Sorgen. Du kennst sie ja, und bisher hat es doch auch immer gut geklappt, oder? Und ich bin ja auch da, wenn was sein sollte, was ich nicht glaube. Du wirst sehen, das wird schon alles klappen"

"Okay", sagte er dann, schien aber noch nicht so ganz überzeugt zu sein. Er war sicher etwas nervös, weil das ja nun doch eine ganz neue Erfahrung für ihn war, aber ich war sicher, dass er sich hier im Haus schnell einleben würde. Und es waren ja auch nur zwei Wochen.

Hans öffnete uns dann die Tür, als wir klingelten. Gerda hatte mir zwar schon den Hausschlüssel gegeben, doch ich wollte hier nicht einfach so eindringen.

"Hallo ihr zwei", begrüßte uns Hans.

"Hallo", begrüßte ich ihn.

"Also, Du musst jetzt auf uns aufpassen, oder wie?", fragte er mich sofort. Ich ahnte, was in ihm vorging, immerhin war ich auch mal 15 Jahre alt gewesen, so alt wie er jetzt war.

"Na ja, auf Elvira und Desdemona vielleicht, aber du und Miranda brauchen ja sicher keinen Aufpasser mehr, oder?", erklärte ich und zwinkerte ihm zu. Er schien erleichtert, denn sofort erhellten sich seine Gesichtszüge. 

"Nicht wirklich. Okay, Mama hat euch ja gesagt, wo ihr schlafen könnt, ich zeige euch, wo das Schlafzimmer ist", sagte er dann und ging voraus und wir trotteten ihm zum Schlafzimmer von Albert und Gerda hinterher. Die Küche mit dem Essbereich und das Wohnzimmer hatte ich schon oft gesehen. Dann begrüßten wir auch die drei Mädchen des Hauses. Miranda, dann Desdemona, und schließlich Nesthäkchen Elvira.

Ich bereitete das erste Abendessen hier zu. Es gab frischen Fisch, den ich nach der Arbeit bei Johannas Vater Bernd hatte abholen können. Er war am Wochenende angeln gewesen und hatte kurz angerufen und gefragt, ob wir ein bisschen Fisch gebrauchen konnten. Natürlich konnten wir! Als ich bei ihm war machten wir auch aus, dass wir bald mal wieder zusammen angeln gehen mussten. Noch immer waren die Stunden, in denen wir gemeinsam angelten, toll. Nun gab es also Lachs zu essen.

Elvira telefonierte in der Zeit ausgiebig mit einer Klassenkameradin, mit der sie über die aktuellen Hausaufgaben diskutierte. Scheinbar waren sich die Damen nicht ganz einig, was genau nun zu tun sei. Da Elvira ihre Hausaufgaben aber bereits erledigt hatte, fühlte sie sich allein diesem Umstand zufolge im Recht und legte dann auch auf, ohne sich noch mal um ihre Schularbeiten zu kümmern. Ich hoffte nur, dass sie wusste, was sie tat. Wenn ich später nachsehen würde, ob die Hausaufgaben gut erledigt worden waren, könnte ich noch einen Blick in ihr Hausaufgabenheft werfen, obwohl das sicher nicht viel Aufschluss geben würde, denn dort stand sicher genau das, was sie jetzt auch bearbeitet hatte.

Beim Abendessen gab es dann die nächste Überraschung: Wir anderen saßen bereits alle am Tisch, als auch Desdemona kam, um mit uns zu essen. Doch als sie den dampfenden Fisch sah, wurde sie tatsächlich um die Nase herum blass und sagte angewidert:

"Iiih, das ist ja ein Tier! Das rühre ich nicht an! Da hungere ich lieber!". Sprachs und verschwand wieder auf ihrem Zimmer.

Elvira und Hans begannen sofort zu kichern, doch Miranda mahnte sie zur Ruhe, was sich ihre beiden Geschwister aber nicht sofort zu Herzen nahmen. Weil ich immer noch keine Ahnung hatte, was hier los war, fragte ich in die Runde:

"Mag Desdemona keinen Fisch?", und Miranda antwortete:

"Sie hat sich vor zwei Tagen dazu entschlossen, vegetarisch zu essen. Das konntest du ja nicht wissen". Mist! Seit zwei Tagen also... war ja irgendwie klar, dass so etwas passieren würde.

"Ich schaue gleich mal nach, was der Kühlschrank sonst noch so hergibt", sagte ich.

"Quatsch! Sie kann doch auch hier vom Gemüse essen!", gab Hans resolut von sich, und Miranda stimmte zu. Ich ging dann zu Desdemona und fragte sie, ob sie etwas von dem Gemüse wolle, doch sie weigerte sich, an den Tisch zu kommen, solange da Tiere gegessen wurden. Mit leicht pochenden Kopfschmerzen machte ich ihr den Vorschlag, ihr das Gemüse warm zu halten, bis wir mit dem Essen fertig waren. Und ich hoffte, dass mir Gerda diese Extrawürste verzeihen würde, aber auf erzieherische Kämpfe wollte ich heute am ersten Abend wirklich noch verzichten.

Wieder am Tisch angekommen, wollte ich den Moment, an dem wir nun fast vollzählig zusammen waren, nutzen, um über diese Privatschulsache zu sprechen.

"Am Samstag kommt also dieser Direktor hier an", fing ich an, und die drei Kappe-Kinder bestätigten das. "Gibt es etwas, was ich wissen sollte?"

"Na ja", begann Miranda, "der schaut sich hier alles an, ich denke, sauber sollte es auf jeden Fall sein. Das haben uns auch unsere Eltern eingeschärft".

"Und du musst auf jeden Fall lüften, bei dir im Zimmer stinkt es nämlich nach Pferd!", stänkerte Hans urplötzlich gegen seine älteste Schwester los.

"Gar nicht wahr!", verteidigte sich Miranda sofort, "Eher bei dir! Überall dieser Mief wegen der alten Klamotten, die überall herumliegen!"

"Das riecht wenigstens normal und nicht nach Stall!", warf dieser zurück. Ich wunderte mich kurz ein wenig, dass sich die Kappes für eines ihrer Kinder so ein doch recht kostspieliges Hobby wie Reiten leisten konnten, sagte aber natürlich nichts dazu. Stattdessen griff ich ein:

"Jetzt beruhigt euch mal! Wir werden alle Räume sauber machen und lüften, es ist mir völlig egal, wie es da jetzt aussieht oder riecht, klar?"

Ich wusste nicht, ob meine Worte viel erreicht hatten, doch jetzt sagte Elvira:

"Wenn ich ein bisschen größer bin, darf ich auch Miranda im Stall helfen! Pferde sind so cool!"

"Ja, aber du darfst nicht vergessen, dass wir nicht reiten dürfen. Nur aushelfen, die Boxen sauber zu halten und die Pferde zu putzen", sagte Miranda zu ihrer Schwester.

"Das macht doch nichts!", strahlte die jedoch zurück. "Hauptsache, wir können in der Nähe der Pferde sein!". Und mir wurde klar, dass hier keineswegs teure Reitstunden drin waren, sondern Miranda nur Arbeiten im Stall übernahm. Vermutlich aus dem gleichen Grund wie ihn Elvira gerade genannt hatte.

Mein Sohn verfolgte die Gespräche am Tisch interessiert, noch ohne sich groß zu beteiligen. Gut, er kannte die Kappes nicht so gut wie ich und sicher musste er sich noch etwas einfinden.

"Gibt es wegen Samstag und der Privatschule sonst noch etwas, was wir vorbereiten müssen?", lenkte ich das Gespräch dann wieder auf das dringlichere Thema und weg von Pferden und Gerüchen in Kinderzimmern.

"Wir müssen Fragen beantworten", sagte Miranda. "Die wollen wissen, aus was für einem Umfeld wir kommen. Auch wegen dieses Programmes". Ja, ich wusste, welches Programm Miranda meinte, nämlich das, das nun Kindern aus nicht privilegierten Familien die Möglichkeit bot, auf eine Privatschule gehen zu dürfen.

"Was für Fragen sind das?", hakte ich nach, doch Miranda zuckte mit den Schultern und erklärte, dass sie mir das auch nicht sagen könne. Prima.

"Papa", sagte Raphael zu mir, "darf ich dann auch auf diese Schule gehen?"

"Du möchtest auch auf die Privatschule?", hakte ich nach und Raphael nickte.

"Ich weiß nicht, ob das geht", musste ich leider sagen. "Und jetzt kannst du ja eh noch nicht dorthin sondern erst ab Sommer, wenn du in die Schule kommst"

"Aber du kannst doch schon mal fragen, ob ich auch hingehen darf!", bemerkte er zielstrebig.

"Ja, fragen kann ich den Direktor ja mal, wenn er hier ist", vertröstete ich meinen Sohn lächelnd, der daraufhin beruhigt weiter aß.

Nach dem Essen räumte ich die Küche wieder auf. Einen Geschirrspüler gab es nicht, was bedeutete, dass alles von Hand gespült werden musste. Ich dachte an die Menge der Personen, die jetzt hier im Haushalt lebten und daran, wie ich nun zwei Wochen lang Teller und Töpfe spülen musste. Meine Hände taten mir jetzt schon leid.

Plötzlich kam Miranda, schnappte sich das Geschirrtuch und trocknete ab.

"Miranda, du musst das wirklich nicht tun!", sagte ich sofort, denn ich war ja schließlich hier, um zu helfen, und nicht, das mir geholfen wurde.

"Schon gut, ich mache das nicht zum ersten mal", schmunzelte Miranda und trocknete unbeirrt ab.

"Das glaube ich dir ja", sagte ich, "aber du könntest in der Zeit noch was für die Schule tun anstatt mir hier zu helfen".

"Ach, das geht ja schnell. Und morgen schreibe ich eh keine Arbeit", widersprach sie mir erneut auf die nette Art.

 

Miranda war auf dem Papier zwar erst 17 Jahre alt, aber sie war schon früh erwachsen geworden. Ich wusste von Gerda, dass sie sich in der schwersten Zeit der Familie um viel gekümmert hatte, allen voran um ihre drei jüngeren Geschwister und in gewisser Weise auch um ihre Mutter. Sie hatte Verantwortung übernommen, als Albert betrunken auf der Couch gelegen hatte. Auf eine Art erinnerte sie mich an mich selbst. Meine Mutter war zwar nicht betrunken auf der Couch gelegen, war aber so todunglücklich gewesen, dass sie nichts mehr auf die Reihe bekommen hatte, und damals war ich eingesprungen. Miranda hatte ihrer Mutter geholfen, als ihr Vater nicht für seine Familie da war. Deshalb widersprach ich nun nicht mehr.

"Ich hoffe, es ist für euch in Ordnung, wenn wir für zwei Wochen hier sind", lenkte ich das Gespräch in eine andere Richtung.

"Natürlich", antwortete sie.

"Ist es auch für die anderen okay?", hakte ich weiter nach.

"Klar", gab sie zurück. "Die hatten auch gar keine andere Wahl", grinste sie. Ich schmunzelte.

"Aha, alles klar". Als wir in der Küche fertig waren, ging sie dann in ihr Zimmer, um noch die restlichen Hausaufgaben zu machen. Ihr Zimmer war auch jenes, in dem der einzige PC der Familie stand und an dem ich nachmittags arbeiten konnte.

Ich hatte gerade die letzte Reisetasche aus dem Auto geholt und ins Schlafzimmer getragen, als das Telefon klingelte. Ich nahm ab.

"Hallo Schatz!", begrüßte mich die wunderbare Stimme Johannas.

"Liebling! Wie schön, dass du anrufst!", freute ich mich. Es war immer etwas schwer, wenn wir ein paar Tage getrennt waren. Ich hatte nicht mehr die Panik wie früher, ihr könnte was passieren, aber ich vermisste einfach ihre Nähe. Leider passierte es bei uns beiden beruflich immer wieder, dass wir wegen einer Fortbildung oder eines Projektes für einige Tage weg mussten, so ja jetzt auch bei ihr.

"Alles klar im neuen Nordseestrand-Wellnesshotel?", wollte ich von ihr wissen. Sie hatte die Pläne an dem Hotel angefertigt und war nun in der heißen Bauabschlussphase dort, um nach dem Rechten zu sehen.

"Na ja, der übliche Wahnsinn eben. Eine wichtige Tür wurde vergessen zu bauen, da musste jetzt die Mauer noch mal abgerissen werden, dann hat man auch meine letzte Anweisung missachtet, die Fenster zum Außenpool hin mit extra Schallschutzglas auszustatten, da renne ich jetzt auch den Hotelbesitzern und dem Glaser hinterher und überhaupt sind wir drei Wochen im Verzug. Stress wie immer bei so einem Projekt also. Und bei euch? Alles gut?"

"Ja, wir haben vorhin zu Abend gegessen, jetzt sind die Kinder in ihren Zimmern, Raphael richtet sich im Schlafzimmer gerade ein. Ich fürchte, dass ich spätestens in einer halben Stunde kaum mehr einen freien Platz zum Gehen haben werde, denn er hat schon angekündigt, dass er mit den Bauklötzen spielen will. Was das bedeutet, weißt du ja", grinste ich und Johanna lachte.

"Ja, das weiß ich nur zu gut!", sagte sie, wurde dann aber wieder ernster. "Wie kommt er mit der neuen Situation klar?"

"Ganz gut. Er macht sich ein bisschen Sorgen, dass sich die Kappe-Kids gegen ihn verschwören könnten, aber ich hoffe, dass ich ihn da wieder beruhigen konnte. Und bis jetzt läuft es auch normal, Elvira hat sich ihm heute schon öfters an die Fersen gehängt, aber er weiß noch nicht, was er davon halten soll, schließlich ist sie ja ein Mädchen". Nun lachte Johanna wieder, dem ich sofort einstimmte.

Als hätte er gerochen, dass seine Mutter am Telefon war, stürmte Raphael aus dem Schlafzimmer.

"Ist das Mama am Telefon?", fragte er aufgeregt, und ich bejahte. Ich wechselte nur noch ein paar Worte mit Johanna, dann gab ich den Hörer an Raphael weiter, damit er ihr die ganzen neuen Eindrücke erzählen konnte.

In dieser Nacht fand Raphael nach der Gute-Nacht-Geschichte, die ich ihm vorgelesen hatte, Gott sei Dank schnell in den Schlaf. Es war doch einiges passiert was ihn erschöpft hatte. Und ich hatte ja noch nie Probleme gehabt, in einem fremden Bett zu schlafen.

Am nächsten Tag ging ich nach dem Frühstück, und nachdem die Kinder in der Schule und im Kindergarten waren, zu mir ins Büro. Wir hatten sehr viele Aufträge, die Baubranche erlebte dank sehr niedriger Bauzinsen einen wahren Boom und so auch unser Architektenbüro. Diesem Umstand hatte ich es zu verdanken, dass meine Praktikantenstelle in eine 80 %-Stelle umgewandelt worden war. Es war toll, einen festen Job zu haben, aber ich hoffte natürlich, dass ich hier irgendwann eine Vollzeitstelle haben konnte.

Ich war gerade dabei, an dem Plan eines neuen Auftrages zu arbeiten, als ein Kunde das Büro betrat. Ich unterbrach natürlich meine Arbeit, stellte mich vor und fragte den Kunden, was ich für ihn tun könne.

Irgendwie war ich erleichtert, als es nur um einen kleineren Auftrag ging. Der Herr wollte ein größeres Gartenhäuschen haben, weil er jetzt im Rentenalter endlich mehr Zeit für seinen großen Garten hatte und für die ganzen Gerätschaften einen überdachten Platz brauchte. Na, das konnte ich noch gut einschieben und sagte ihm gerne zu. Wir machten einen Termin aus, an dem ich mir seinen Garten mal ansehen würde. Über zu wenig Arbeit konnte ich mich im Moment wirklich nicht beklagen.

Aber die wahren Herausforderungen spielten sich im Moment auch im Kappe-Haus ab. Als ich nämlich dann mittags in das Haus kam, knutschte Miranda gerade wie wild mit einem mir unbekannten Jungen. Ach du große Güte! Weil ich mir wie ein Störenfried vorkam, huschte ich schnell ins Schlafzimmer. Ich hatte keine Ahnung, dass Miranda einen Freund hatte. Und warum war sie schon zu Hause? Vielleicht waren bei ihr die letzten Stunden ausgefallen, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die vernünftige Miranda geschwänzt haben könnte.

Nach dem Mittagessen machte sie dann auch ganz gewohnt verantwortungsbewusst ihre Hausaufgaben, während ihre zwei Schwestern in ihrem Zimmer standen und Small-Talk hielten. Bei Miranda waren tatsächlich die letzten zwei Schulstunden ausgefallen, wie sie mir beim Mittagessen glaubhaft versichert hatte. Doch damit sie in Ruhe arbeiten konnte, wandte ich mich an ihre Schwestern:

"Elvira, Desdemona, ihr habt doch sicher auch Hausaufgaben auf, oder?". Ich bekam nur ein unwilliges Gemurmel zurück, doch die beiden gingen dann wirklich, um sich nun ebenfalls um ihre schulischen Leistungen zu kümmern. Gerda würde mir ja den Kopf herunterreißen, wenn ich nicht danach schauen würde, dass die Hausaufgaben erledigt würden! Und wer wusste denn schon, ob sich das nicht auch negativ auf die Aufnahme auf dieser Privatschule auswirken würde!

Neuer Tag, neues Glück. Wie gut, dass ich es gewohnt war, für viele Leute zu kochen. Gut, Hans musste man im Moment als mehr als eine Person zählen, wenn es um die Essenszubereitung ging, denn er steckte wohl in seinem nächsten Schub und aß für drei. Ausgleichend dazu nahm sich Desdemona immer viel zu wenig, manchmal auch gar nichts. Gerda hatte zwar schon öfter angedeutet, dass sie ein eher sparsamer Esser war, aber dass es so bemerkbar sein würde, hätte ich nicht gedacht. Nun gut.

"Habt ihr alle eure Hausaufgaben fertig?", fragte ich und sah die Kappe-Kinder an. Mein Sohn war von derlei ja noch verschont.

"Hm", kam es aus vier Kehlen. Na, wenn das nicht überzeugend war.

"Und Hans, hast du noch die Englisch-Vokabeln für deinen Test gelernt?"

"Hm, lecker!", sagte er mit vollem Mund und widmete sich ganz seinem Teller.

"Hans?", hakte ich noch mal nach, und er nuschelte so etwas wie:

"Klaro". Hatte er jetzt auf meine Frage geantwortet oder auf was anderes?

"Also alles klar für den Test?". Wieder musste ich kurz auf seine Antwort warten, weil er so mit essen und dem Nachschub besorgen beschäftigt war.

"Sicher doch", sagte er dann, und ich ließ ihn halbwegs beruhigt in Ruhe.

"Ja, nicht dass wieder eine 4 - 5 rauskommt wie letztes mal", sagte Miranda da.

"Hey, hast du noch nie einen Test oder eine Arbeit verhauen?", fragte Hans vorwurfsvoll seine Schwester.

"Ich wüsste nicht, wann", antwortete diese.

"Pft", machte Hans mit vollem Mund, "Streber! Damit würde ich mich nun wirklich nicht so aufplustern!"

"Lieber bin ich ein Streber als ein Dummkopf!", erklärte Miranda.

"Hey, wen nennst du hier Dummkopf?", erboste sich Hans, zugegebenermaßen zu recht.

"Hey, ich denke, das reicht jetzt, ja?", mischte ich mich ein. "Niemand hier drin ist ein Dummkopf oder Streber. Ich kenne euch lange genug, um das zu wissen. Also, esst jetzt in Ruhe euer Frühstück". Die beiden verstummten dann tatsächlich und ich war stolz auf meine erzieherische Maßnahme. Desdemona, die sich immer noch nichts von den Omeletts genommen hatte, nutzte diese Stille und fragte:

"In den Teilen ist doch kein Schinken oder sonstige Wurst drin, oder?"

"Wenn du die Omeletts meinst: Nein, du kannst zugreifen", beruhigte ich sie, und sie nahm sich einen Teller und eines der Omeletts, um dann auch zu frühstücken. Raphael aß sein Frühstück ruhig, hörte aber interessiert den Gesprächen zu. So zurückhaltend, wie er sich hier zeigte, war er normalerweise nicht. Ich hoffte, dass er sich nicht unwohl fühlte und deshalb nicht viel sprach. Das musste ich im Auge behalten.

Heute stand eine Baustellenbesichtigung an, die eigentlich keine Baustelle mehr war. Ich freute mich auf diesen Termin, denn dieses Haus war kein gewöhnliches.

Ich begrüßte Susan, meine Mitbewohnerin und die Eigentümerin dieses Hauses, erfreut.

"Hey, Lucas!", begrüßte auch sie mich, "Alles gut bei Raphael und dir?"

"Ja, alles gut. Wir müssen uns nur noch ein wenig einleben, besonders für Raphael scheint es doch eine größere Umstellung zu sein als gedacht. Aber ich denke, das gibt sich noch, und es sind ja auch nur ein paar Tage. Und zu Hause? Alles in Ordnung?"

"Ja, Marita ist heute morgen ja zu dem Kongreß nach Berlington geflogen, und Fiona ist ganz glücklich, mal wieder ihre Großeltern für ein paar Tage für sich zu haben". Fiona war für ein paar Tage bei Susans Eltern, das war schon lange so ausgemacht, weil Susan den Stress mit der Baustelle und ihrer Arbeit hatte und Marita ja nun für ein paar Tage nicht hier war.

"Das ist doch schön", sagte ich. Susan blickte dann an ihrem Haus hoch, in das sie bald mit ihrer Familie ziehen würde.

"Wollen wir?", fragte ich und Susan bejahte. Es war Baustellenabnahme, das Haus war so gut wie fertig. Der Außenbereich war noch nicht gestaltet, aber das wollte Marita selbst in die Hand nehmen. Sie war ja gelernte Floristin und ich konnte gut verstehen, dass sie ihre eigene Note in ihr Haus bringen wollte.

"Es ist ein Traum, Lucas, wirklich", sagte Susan, als wir zum Abschluss auf der Galerie im ersten Stock standen.

"Das freut mich", sagte ich lächelnd. "Ihr sollt euch hier ja schließlich wohl fühlen"

"Das werden wir, da bin ich ganz sicher", sagte sie. "Auch wenn wir euch bestimmt schrecklich vermissen werden"

"Ihr seid ja nicht aus der Welt", sagte ich, war mir aber sicher, dass auch Johanna, Raphael und ich die drei Mädels vermissen würden.

"Gott sei Dank!", lachte Susan und unterschrieb dann die Papiere, dass alles zu ihrer Zufriedenheit fertig gestellt worden war.

Als ich mittags wieder zu Hause war und mich gerade auf den Weg machen wollte, um Raphael aus dem Kindergarten zu holen, fuhr meine Mutter mit ihrem Auto vor. Sie hatte Raphael bereits abgeholt.

"Hallo ihr zwei!", begrüßte ich sie.

"Hey, Papa!", stürmte Raphael auf mich zu und ich drückte ihn an mich.

"Na, alles klar bei dir?", fragte ich ihn.

"Ja, es war richtig cool heute! Wir haben nämlich Sonnenblumen angepflanzt, jeder hat eine eigene, die er nun pflegen muss".

"Ist ja toll!", freute ich mich mit ihm.

Ich umarmte auch meine Mutter zur Begrüßung.

"Ich hoffe, es ist okay, dass ich ihn abgeholt habe. Aber ich war gerade in der Gegend dort und habe ein Essen ausgefahren, da bot es sich an", sagte meine Mutter zu mir.

"Natürlich ist das okay, das weißt du doch!", gab ich zurück. "Aber kommt rein, es tröpfelt schon, ich glaube, da kommt noch ein Unwetter auf uns zu"

"Ich kann nicht lange bleiben, denn ich habe noch ein letztes Essen auszufahren", erklärte meine Mutter gleich. Sie war immer noch für Essen auf Rädern tätig, ein Job, der ihr sehr gut tat. Sie hatte schon viele nette Menschen dadurch kennengelernt.

Wir setzten uns auf die Couch, während Raphael gleich zu seinen Bauklötzen stürmte.

"Und, musst du dem guten Herrn Schneider immer noch sein Essen bringen?", grinste ich, weil ich von ihr wusste, dass dieser gewisse Herr Schneider ein Auge auf meine Mutter geworfen hatte. Er war für einige Zeit aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage gewesen, für sich selbst zu kochen, aber nun war er eigentlich schon wieder genesen und orderte trotzdem immer noch jeden Tag sein Essen bei Essen auf Rädern, immer mit dem ausdrücklichen Wunsch, von meiner Mutter beliefert zu werden.

"Ja, er lässt einfach nicht locker", seufzte meine Mutter auf und sie sah dabei nicht sehr glücklich aus.

"Seine Avancen stören dich?", hakte ich nach.

"Allerdings", antwortete meine Mutter lakonisch.

"Warum eigentlich?", wollte ich ungeniert wissen. "Ist er so unsympathisch?". Meine Mutter sagte kurz nichts.

"Das nicht", sagte sie dann zögernd. "Aber... es nervt mich, dass er mein deutliches nein nicht akzeptieren kann". Nun war ich es, der aufseufzte. Ich war natürlich auf der Seite meiner Mutter, aber da war auch kleine Ecke in mir, die meiner Mutter durchaus wünschte, dass sie nicht alleine sein musste. Wenn ich so etwas in die Richtung zu ihr sagte, meinte sie immer, sie hätte ja mich, Johanna und Raphael. Ich wusste, dass sie sehr gut wusste, wie ich das meinte, aber sie stellte da einfach quer.

"Wäre es denn so unmöglich, einfach mal mit ihm Essen zu gehen?", fragte ich arglos.

"Warum sollte ich das tun, Lucas? Damit er sich unnötig Hoffnungen macht?". Ich hatte eher daran gedacht, dass sie diesen Abend dann so genießen würde, damit es für sie nicht mehr abwegig war, sich näher mit diesem Mann zu befassen.

"Nein, ich dachte daran, dass du einfach Spaß haben könntest"

"Ich habe auch Spaß, wenn ich mit einer Nachbarin rede oder mit euch zusammen bin", sagte sie und zog ihre Augenbrauen zusammen, "ich brauche dazu keinen Mann, ja?". In dem Moment kam Raphael, der mit seiner Oma spielen wollte. Sie musste ihm das für den Moment leider ausschlagen, weil sie das Essen noch wegfahren musste. Wir verabschiedeten uns voneinander, und ich musste dann auch schon das Mittagessen fertig stellen, denn schon bald würden die Schulkinder kommen und sicher großen Hunger haben. Na, jedenfalls auf Hans traf das zu.

Am Abend, als ich gemütlich in der Wanne lag, kam mir das Gespräch mit meiner Mutter wieder in den Sinn. Ich war in der Sache total zwiegespalten. Auf der einen Seite fand ich den Gedanken auch nach den ganzen Jahren seltsam, dass es da mal einen anderen Mann an der Seite meiner Mutter geben könnte. Auf der anderen Seite fand ich es ganz schlimm, dass sie alleine war. Und damit meinte ich natürlich nicht, dass sie mich und meine Familie, Freunde, Kollegen und Nachbarn hatte. Es war doch etwas anderes, einen Partner zu haben. Und doch hatte sie mir nun schon mehrmals angedeutet, dass sie dazu nicht bereit war. Schon krass, dass sie sich selbst in der Rolle der ewigen Witwe sah. Auf der anderen Seite - was würde ich machen, wenn Johanna etwas zustoßen würde? Trotz des warmen Badewassers rieselte es mir kalt über den Rücken, und ich schob diesen Gedanken sofort auf die Seite. 

Eine andere Sache bereitete mir dann immer mehr Sorgen: Raphael zog sich mehr und mehr zurück.


Auch jetzt saß er alleine in Hans` Zimmer und spielte.

"Hey", begrüßte ich ihn leise, um ihn nicht zu erschrecken. "Ich dachte, du spielst mit Elvira?". Das war nun wirklich mehr geraten als alles andere, denn im Gegensatz zu den ersten Tagen spielten die beiden in letzter Zeit gar nicht mehr miteinander. Was, wenn ich es alles korrekt mitbekommen hatte, aber mehr an meinem Sohn lag als an Elvira. Ich setzte mich auf Hans` Bett und er sich neben mich, zuerst ohne etwas zu sagen.

"Nö", sagte er dann, "gerade nicht". Pause.

"Hattet ihr Streit?", fragte ich nach.

"Nein, ich wollte gerade einfach nicht mit ihr spielen"

"Und warum?", bohrte ich weiter. Oh ja, ich konnte penetrant sein! Raphael begann, mit seinen Füßen zu wippen, ein sicheres Zeichen dafür, dass er nervös war.

"Weißt du, Papa", begann er dann nach einer Weile, "sie will einfach so oft Sachen spielen, auf die ich keine Lust habe. Immer diese blöden Barbies. Und immer muss ich ein Prinz spielen, der eine von ihren Barbies dann rettet, aber darauf habe ich einfach keine Lust". Ich konnte es nicht verhindern aber ich musste ein kleines bisschen schmunzeln. Elvira war im absoluten Barbie-Fieber, mein Sohn dagegen hatte mit den Puppen nichts am Hut.


Zuhause war das kein Problem, Fiona und er fanden immer etwas, auf das sie beide Lust hatten. Zwar spielte Fiona auch mit Barbies, aber eben dann, wenn Raphael was anderes spielte oder sich mit einem Kindergartenfreund traf. Da sie wie Geschwister aufwuchsen, fanden sie so gut wie immer etwas, was sie spielen konnten. Hier vermutete ich einfach, dass er sich nicht recht traute zu sagen, auf was er Lust hatte.

"Hast du ihr denn schon mal gesagt, dass du keinen Prinzen spielen willst?", versuchte ich es aus ihm herauszubekommen. Wieder war er kurze Zeit still, und wieder wippten die Beine auf und ab.

"Nicht so richtig...", sagte er dann langsam. Wie ich mir also gedacht hatte.

"Siehst du", sagte ich und nahm ihn in den Arm. "Woher soll sie denn wissen, dass dir das keinen Spaß macht? Schlage ihr doch mal was anderes vor!", ermutigte ich ihn.

"Ich glaube, sie will das, was mir gefällt, aber nicht spielen", sagte er immer noch nicht überzeugt.

"Auch das kannst du nicht wissen, wenn du nicht fragst".

"Schon. Ach, Papa", seufzte er da, "ich vermisse Mama und Fiona. Wie lange sind wir denn jetzt noch hier?". Ich drückte ihn fest an mich.

"Noch neun Tage", antwortete ich ihm.

"Warum muss Fiona auch ausgerechnet jetzt zu ihrer Oma fahren? Es sind doch noch gar keine Ferien!", fragte er mich.

"Du weißt doch, dass Marita weg fahren musste und Susan hier so viel Arbeit wegen ihres neuen Hauses und andere Termine hat, dass Fiona deshalb in die Ferien zu ihrer Oma gefahren ist. Das war schon geplant, bevor wir wussten, dass wir hier für zwei Wochen einziehen werden".

"Ja", schmollte mein Sohn, "irgendwie sind alle weg. Ich will das nicht". Ich spürte, dass ihn erneut eine Traurigkeit überrollen wollte, deshalb sagte ich schnell:

"Es sind nur noch ein paar Tage, und dann ist das Wiedersehen mit allen umso schöner, glaube mir. Bis dahin kannst du mit Elvira spielen oder dich auch mit Tim treffen, dann wird die Zeit schneller vorbei gehen, als du jetzt denkst". Tim war Raphaels Freund aus dem Kindergarten. "Okay?"

"Okay", sagte er und lächelte schon wieder.

Am Samstag war er dann da, der große Tag: Der Direktor der Privatschule würde heute Nachmittag kommen.


Und im Haus war die Nervosität schon fast spürbar. Ich würde gerne sagen, dass ich als einziger cool geblieben war, aber dem war nicht so. Ich selbst spürte ein nervöses Magenkribbeln. Hoffentlich ging alles gut!


Wir machten uns schon morgens daran, das Haus auf Vordermann zu bringen.

Jeder war für sein eigenes Zimmer verantwortlich...

... und alle gemeinsam für die gemeinschaftlich genutzten Räume.

"Schatz", sagte ich, als ich in das Schlafzimmer ging um mich umzuziehen und sah, dass Raphael in aller Seelenruhe auf dem Boden saß und mit seiner Pirateninsel spielte, "du weißt doch, dass nachher der Direktor kommt. Deshalb musst du jetzt deine Sachen in die Kisten räumen, ja?"

"Nur noch kurz?", versuchte er Zeit zu schinden.

"Das geht leider nicht. Du musst jetzt aufräumen, ja? Heute Abend kannst du wieder damit spielen, wenn du möchtest. Du weißt, wie wichtig der Besuch ist, oder?"

"Ja", sagte er. "Okay, ich räume auf". Na, ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass er jetzt so schnell einlenken würde.

Ich ging in Hans` Zimmer, um auch bei ihm nach dem Rechten zu sehen. Ein Blick aus seinem Fenster zeigte mir dann, dass ein hässliches Loch den Garten der Kappes zierte! Und der Direktor würde in einer halben Stunde hier sein! Ich war jedoch in der Küche bereits dabei, ein Bestechungs-, also, ein gutes Essen zu kochen. Was nun? Ich rief nach Hans, der hoffentlich gerade mit nichts anderem beschäftigt war.

Er füllte das Loch dann auch wieder auf und von weitem sah man kaum, dass der Rasen an der Stelle nicht so ordentlich war wie woanders. Perfekt!

Ich kümmerte mich dann um die Essenzubereitung, es sollte Koteletts und Rotkohl geben. Ich hoffte sehr, dass der Direktor das mochte.

Wie durch ein Wunder waren wir dann auch tatsächlich ein paar Minuten vor Eintreffen des Direktors fertig. Die letzten Minuten zogen sich wie Kaugummi.

"Wann kommt denn der Direx?", wollte Desdemona etwas verstimmt wissen.

"Jetzt dann bald. Ist dein Zimmer auch wirklich ordentlich?", fragte ihre große Schwester nach.

"Jaaaa! Das habe ich doch schon hundertmal gesagt!", gab Desdemona genervt zurück.

"Soll ich lieber noch mal nachgucken gehen?", fragte Miranda nach.

"Untersteh dich!", sagte Desdemona.

"Ist ja gut, ich wollte nur sichergehen!", lenkte Miranda ein. Die Spannung war nun wirklich spürbar.



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