Hubschrauber-Rundflug

oder: Unerwartete Wunder

Ich stürmte über Wege und Wiesen, durch unseren Park und an Häusern vorbei, um möglichst schnell zu Johanna zu kommen. Hätte ich gewusst, was mir Mark alles sagen würde, hätte ich meinen kleinen 2CV, umgangssprachlich auch "Ente" genannt, genommen, den ich seit zwei Monaten besaß. Das Auto hatte ich günstig über meine Mutter kaufen können, denn es war eines der Wagen, die für das "Essen auf Rädern" benutzt worden waren. Weil es da irgendwie durch Spenden zwei neue Autos gegeben hatte, konnte ich eines der Alten sehr günstig erwerben.

 

Weil ich nicht den Umweg über die Simlane machen wollte, musste ich jetzt eben zu Fuß gehen.

Irgendwann kam ich etwas außer Atem am Haus von Johannas WG an. Schon von weitem sah ich, dass Timo hier draußen war.

Als er mich sah, kam er gleich auf mich zu.

"Hey, Lucas!", begrüßte er mich. "Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist krank?". Mist. Das dachten ja alle, die hier gestern Abend auf der Party gewesen waren.

"Ähm, ja. Mir geht es schon wieder viel besser, das lange schlafen hat geholfen", log ich.

"Freut mich!", sagte Timo. "Und was kann ich jetzt für dich tun?"

"Ist Johanna da? Ich müsste was mit ihr besprechen", sagte ich möglichst unauffällig, dabei schlug mir das Herz bis zum Hals. Etwas besprechen. Das war gut.

"Tut mir leid, sie ist vorhin außer Haus", antwortete mir Timo, und ich starrte ihn enttäuscht an.

"Sie ist nicht da?", hakte ich nach, als könnte ich es nicht glauben, dass ich den Weg hierher umsonst gemacht hatte.

"Nein, sie ist vor ca. einer Viertelstunde gegangen. Sie hat aber gemeint, dass sie bald wieder da wäre. Was ich auch hoffe, denn ich räume jetzt den Partykram sicher nicht allein auf", meinte Timo und schnaubte.

"Klar", sagte ich leicht bedröppelt und überlegte fieberhaft, was ich nun tun sollte. Einfach auf dem Handy anrufen und fragen, wo sie war? Aber das kam doch dann wirklich doof, oder?

"Möchtest du drinnen auf sie warten? Bestimmt dauert es nicht lange, bis sie zurück ist", lud mich Timo dann ein.

"Nee, danke", sagte ich schnell. "Ich probiere es später wieder". Ich konnte mich jetzt auf keinen Fall dort drinnen hinsetzen und einfach nichts tun. "Mach`s gut, Timo", sagte ich dann zu Johannas Mitbewohner und verabschiedete mich.

Ziellos ging ich weiter und kam dann irgendwann beim Park an, wo ich früher oft mit meinem Vater geangelt hatte. Kurzerhand ließ ich mich auf die Wiese sinken. 

 

Mein Gott, war das nicht einfach zu blöd? Da war ich von Mark losgestürmt, voller Adrenalin, voller Zuversicht, ihr jetzt einfach sofort meine Liebe zu gestehen, auch wenn das sicher schwer werden würde.

 

Und jetzt war sie nicht da.

Das hatte man ja nun an einem Samstag morgen um 9.00 Uhr nicht erwarten können. Vielleicht sollte ich sie einfach anrufen. Oder doch lieber warten? Ich wunderte mich über mich selbst, denn scheinbar konnte ich es keine Sekunde mehr aushalten, ohne ihr gesagt zu haben, was ich empfand. Dabei war ich mir noch gar nicht sicher, dass ich tatsächlich den Mut haben würde, ihr das zu sagen. Immerhin hatte ich so etwas noch nie einem anderen Menschen gesagt.

 

Ich beschloss, jetzt erst mal nach Hause zu gehen und dort einfach abzuwarten. Dann würde ich sie anrufen und mit ihr einen Treffpunkt vereinbaren, wo ich mit ihr reden konnte. Also stand ich auf, schüttelte mir Gras und Erde von der Jeans und machte mich auf den Weg nach Hause.

Plötzlich klingelte mein Handy.

 

Das Klingeln durchbrach meine Grübeleien, und etwas durcheinander blickte ich auf das Display. Und erstarrte. 

 

Sie war es! Ganz klar und deutlich stand da "Johanna Handy" auf dem Display. Oh Gott! Ich konnte nicht verhindern, dass ich leicht zitterte, als ich den Abnehmknopf drückte und sagte:

"Ja?"

"Lucas?", hörte ich ihre Stimme.

"Ja, ich bin dran", sagte ich blöde. Als könnte sie sich das nicht selbst denken.

"Ich stehe vor deinem Haus, weil ich dachte, ich sehe mal nach dir, nachdem es dir gestern nicht gut ging. Susan hat mir gesagt, dass du schon früh gegangen bist. Und jetzt möchte ich mich einfach erkundigen, ob es dir wieder besser geht". Ich schluckte. Sie stand jetzt in dem Moment vor meinem Haus, weil sie sich Sorgen um mich gemacht hatte?

"Mir geht es wieder gut", sagte ich. "Und rate mal, woher ich gerade komme"

"Ich weiß es nicht", sagte sie perplex.

"Ich war gerade bei dir", sagte ich dann.

"Was?", fragte sie nun völlig überrascht.

"Ja, ich... ich wollte etwas mit dir besprechen", sagte ich stotternd.

"Oh...", machte sie, dann war kurz Stille. Ich presste mir das Handy ans Ohr, um festzustellen, was sie wohl jetzt machte. Zumindest war sie wohl nicht weniger überrascht als ich. Dann sprach sie weiter: "Sollen wir uns treffen? Ich habe Zeit", sagte sie und ich dachte an Timos Worte, dass sie möglichst schnell nach Hause kommen sollte, weil sie aufräumen musste. Scheinbar war das Aufräumen im Moment nicht ihre oberste Priorität, und ich antwortete:

"Ja. Wo sollen wir uns treffen?"

 

Und wir machten einen Ort aus, an dem wir beide recht schnell sein konnten und an dem ich schon seit Jahren nicht mehr gewesen war.

Als ich zu der alten Mühle kam, kamen mir Erinnerungen hoch.

 

Die Mühle war nicht mehr in Betrieb, das war sie schon nicht mehr, als ich ein Jugendlicher gewesen war. Ganz dunkel konnte ich mich erinnern, dass sie in meiner Kindheit noch betrieben wurde. In dem Fluss, in dem sich auch das große Mühlrad gedreht hatte, schwammen Forellen, und ich war ab und zu mit meinem Vater hier gewesen um zu Angeln. Klar, dass das der Hauptgrund war, weshalb ich diesen Ort hier irgendwann gemieden hatte.

Johanna war schon da, und als sie auf mich zukam, begann mein Puls zu rasen. Sie sah umwerfend aus, und ich war so aufgeregt, als hätte ich noch nie eine Frau gedatet. Gerade ich!

"Hey", sagte sie und ich konnte nur ein ebensolches "Hey" zurückgeben. Mir fehlten die Worte, und das war nun wirklich eine neue Erfahrung für mich. Hätte mir das jemand noch vor einer Woche gesagt, dass ich stumm vor einer Frau stehen würde, hätte ich ihn ausgelacht.

"Ist das nicht urkomisch, dass ich bei dir war und du bei mir?", fragte sie dann und ich beneidete sie darum, dass die Worte so klar aus ihrem Mund kommen konnten.

"Ja, das gleiche dachte ich auch", sagte ich und musste mich räuspern, weil sich eine ganze Froschfamilie in meinem Hals ausgebreitet hatte.

"Es freut mich, dass es dir wieder gut geht", sagte sie dann, und während meine Stimme kurz davor war, ihren Dienst zu versagen, hörte sich ihre unglaublich schön an. Ich hing förmlich an ihren Lippen.

 

Diese Lippen...

 

Mein Herz klopfte noch schneller als bisher, und ich versuchte, mich etwas zu beruhigen. Sonst würde ich noch hyperventilieren und hier einfach vor Johanna auf den Boden knallen.

"Du wolltest etwas mit mir besprechen?", fuhr sie fort, und ich nickte. Dann räusperte ich mich noch einmal und sagte:

"Ja, genau".

 

Ja, genau. Einfach dahingesagt, dabei stand ich jetzt erst recht vor der Frage, wie ich ihr sagen sollte was mir schon den ganzen Morgen im Kopf herumspukte.

"Also, ich...", begann ich und stockte schon wieder. Denn plötzlich drängte sich ein Gedanke in meinen Kopf.

 

Was, wenn Marks Informationsstand gar nicht aktuell war? Was, wenn er mir was gesagt hatte, was vielleicht vor ein paar Monaten gegolten hatte und jetzt aber nicht mehr? Wann hatte er wohl zuletzt mit Johanna über mich gesprochen? In letzter Zeit hatte ich selbst viel Zeit mit ihr verbracht, und es könnte doch auch sein, dass sie in den Monaten, die wir uns nun näher kennengelernt hatten, festgestellt hatte, dass der reale Lucas so gar nichts mit ihrem erträumten zu tun hatte. Was, wenn sie sich also schon längst von mir entliebt hatte? Dann würde ich ihr jetzt sagen, dass ich sie liebte, und bei ihr war das schon längst nicht mehr so.

„Lucas?“, hörte ich da ihre Stimme wie durch einen Nebel zu mir durchdringen.

„Ja?“, fragte ich sie und sah sie an. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, die ich so gern küssen würde.

„Du bist ganz in Gedanken. Stimmt etwas nicht?“, fragte sie mich und sah mich mit ihren schönen Augen abwartend an. Ein paar Atemzüge lang sagte ich nichts, und wir sahen uns nur in die Augen.

„Du hast recht, ich war in Gedanken“, gab ich deshalb zu. Ich schluckte und versuchte, meinen Puls zu beruhigen, der sich schon wieder beschleunigen wollte. Ich sollte es ihr sagen. Aber ich hatte keine Ahnung, wie ich ihr am besten meine Gefühle darlegen sollte.

„Und was beschäftigt dich?“, fragte sie mich.

„Weißt du, ich habe ein Problem“, sagte ich und kam ihr noch etwas näher.

"Was für ein Problem?", fragte sie weiter, während sich unsere Blicke weiter ineinander verhakten. Sag es ihr!, befahl ich mir selbst. Dann hast du Gewissheit! Du kannst das! Und wenn nicht jetzt, wann dann?

„Ich habe das Problem, dass ich nicht weiß, wie ich dir sagen soll, dass ich dich liebe“, sagte ich dann, und mein Herz stolperte vor Aufregung. Ich hatte es gesagt! Zum allerersten Mal in meinem Leben hatte ich diese Worte zu einem anderen Menschen gesagt!

Johanna starrte mich ungläubig an. Sie fasste sich ans Herz, und sekundenlang tat sie nichts anderes, dann schloss sie für einen Moment ihre Augen, und als sie sie wieder öffnete, sah ich, dass sich Tränen darin gesammelt hatten.

"Tust du nicht", sagte sie dann flüsternd, und ich sah ihrem Gesicht an, dass meine Angst, sie könnte nichts mehr für mich empfinden, unbegründet gewesen war.

Deshalb kam ich ihr noch näher und nahm ihre Hand in meine. Ein wohliger Schauer fuhr durch meinen Körper, als sich unsere Hände berührten. Ihre Haut war zart und warm, und unsere Finger verschränkten sich langsam und zärtlich, tasteten sich ab, lernten sich kennen. Allein diese Berührung war so aufregend, dass mein Herz laut klopfte. Wie musste es dann erst sein, wenn wir uns küssten?

"Doch, das tu` ich", sagte ich zu ihr. "Ich liebe dich, Johanna". Johanna hielt meine Hand nun stärker, es war, als würde sie testen wollen, ob ich auch wirklich hier war und ihr gerade tatsächlich ein Liebesgeständnis gemacht hatte. Ihr Atem ging schneller, während ich ihre Reaktion auf meine Worte beobachtete.

„Und ich liebe dich“, sagte sie dann, während es nun ihre Stimme war, die zu kippen drohte. Aber ich hatte sie verstanden. Pures Adrenalin schoss durch meine Adern. Es war das eine, von seinem Kumpel gesagt zu bekommen, dass diese Möglichkeit bestand, und etwas ganz anderes, diese Worte aus dem Mund der Frau, die man liebte, zu hören.

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Es war unglaublich. Unglaublich, was da für Gefühle in mir für sie waren. Unglaublich, dass sie es geschafft hatte, meinen Panzer zu durchbrechen. Unglaublich, wie glücklich ich mich fühlte.

 

Johanna und ich küssten uns immer wieder, lachten und alberten, nur um uns dann wieder zu küssen.

Mit dieser Mühle hatte ich schmerzhafte Erinnerungen verbunden, und ab heute würde sich das wohl ins Gegenteil verkehrt haben.

"Sag mir bitte, dass du alles, was du zu mir gesagt hast, ernst gemeint hast!", forderte Johanna und lächelte dabei. Ich streichelte ihren Nacken und antwortete:

"Ich habe das alles sehr ernst gemeint".

"Vielleicht hast du ja auch eine Wette am Laufen?", bohrte sie weiter.

"Keine Sorge, so schnell wette ich nicht mehr", sagte ich, weil ich an diese unsägliche Wette mit Mark dachte, die mir jede Menge Ärger gebracht hatte. Aber auch mein Haus, das war das einzige Gute dabei gewesen. Johanna sah mich fragend an, und ich sagte:

"Das erzähle ich dir ein anderes Mal", bevor ich sie erneut in meine Arme zog. Sie fühlte sich aber auch einfach zu gut an!

Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, fiel mein Blick auf die Tür der Mühle, und ich erinnerte mich daran, hier nicht nur mit meinem Vater gewesen zu sein, sondern auch mit Mark. Und das widerrum rief mir ins Gedächtnis, dass man mit einem Trick das Gebäude betreten konnte. Ich hatte das früher manchmal mit Mark gemacht, bevor ich dieses Grundstück irgendwann wegen der schmerzhaften Erinnerungen gemieden hatte.

 

Aber jetzt erinnerte ich mich an die Räume, an den Duft von Stroh und Mehl, und wollte Johanna das alles zeigen. Also zog ich sie zu der Tür und erklärte:

"Hier ist ein Stein locker, zumindest war er das mal vor 20 Jahren. Wenn man den raus holt, kann man den Sperrriegel der Tür", ich fummelte schon an den Steinen herum, "aufdrücken und somit die Tür öffnen". Welcher war noch mal der, der so locker saß? Ach ja, hier war er ja!

"Ich wusste noch gar nicht, dass du unter die Schlossknacker gegangen bist", kicherte Johanna.

"Sagen wir einfach, es war Marks Idee damals", grinste ich zurück, und öffnete nun die Tür der Mühle. Johanna sog überrascht die Luft ein.

"Das funktioniert ja tatsächlich!", murmelte sie.

Wir betraten die Mühle, in der es stockduster war. Kein Wunder, wenn man die dreckigen Fenster betrachtete!

"Hier ist schon lange nichts mehr gemacht worden", stellte ich fest. Es roch hier immer noch wie damals, und ich sah mich als 12jährigen Jungen zusammen mit Mark hier drin spielen. 

"Hm, sieht ganz so aus", stimmte mir Johanna zu. "Ich war noch nie hier drin. Aber gut, ich bin auch keine Einbrecherin". Ich drehte mich wieder zu ihr um, sah den Schalk in ihren Augen blitzen und kam lächelnd auf sie zu.

"Stimmt", sagte ich, "denn du bist eine dreiste Diebin"

"Was du nicht sagst. Was habe ich denn Schlimmes verbrochen?"

"Du rennst in der Gegend herum und stiehlst ahnungslosen und unbescholtenen Bürgern ihre Herzen. Das macht man doch nicht!", erboste ich mich gespielt. Johanna nahm mich in den Arm, und ich zog sie sofort an mich.

"Du hast recht. Und was ist nun meine Strafe?", fragte sie leise. Ich sagte nichts mehr, sondern küsste sie wild.

Johanna und ich schmusten immer heftiger. Und natürlich kam ich dabei auch auf andere Gedanken und begann, ihren Rücken zu streicheln. Doch dann wollte ich bei ihr nicht die gleiche Nummer abziehen, die ich schon so oft abgezogen hatte, weil das mit ihr etwas ganz anderes war. Etwas Besonderes. Und deshalb legte ich meine Hand wieder nur auf den Rücken, während ich sie weiter küsste. Ich gab ihr alle Zeit der Welt, auch wenn das zugegebenermaßen im Moment alles andere als leicht war. Sie war einfach zu betörend.

"Lucas", murmelte sie dann an meinen Lippen.

„Hm?“, machte ich und küsste sie weiter.

„Höre nicht auf“

„Mache ich nicht“, versicherte ich ihr und küsste sie wieder. Doch nun löste sie sich von mir.

"Nein, ich meine...", sie unterbrach sich und blinzelte mich an. Ich sah ihr von einem Auge zum anderen und wartete, was sie sagen wollte. Sie schluckte so hart, dass ich es sogar hören konnte, und sprach weiter:

"Höre nicht auf, mich zu streicheln".

Ich forschte in ihrem Gesicht. Ihre Stimme hatte gezittert, als sie mir die letzten Worte gesagt hatte, es war ihr sicher schwer gefallen, sie zu sagen. Aber ich war weiß Gott nicht unerfahren, und ich wusste sofort, was sie meinte.

„Ich wollte dich nicht bedrängen“, sagte ich dann und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Und ich wollte natürlich auf keinen Fall, dass sie dachte, dass sie für mich nur eine unter vielen war. Sie hatte ja leider so einiges mitbekommen, was ich so in der Vergangenheit gemacht hatte. Aber sie sollte wissen, dass das hier etwas völlig anderes war.

Sie legte ihre Arme um meinen Nacken, war mir ganz nah.

„Lucas Aaron Schiller“, sagte sie dann, „Weißt du eigentlich, wie lange ich mir das schon wünsche?“

Darauf musste ich nichts mehr sagen. Ich küsste sie wild, völlig hingerissen von ihrer Offenheit. Niemals hätte ich das für möglich gehalten, als ich heute morgen zu Mark gegangen war, voller Frust und dem versteckten Wissen, mich verliebt zu haben.

 

Johanna und ich taumelten auf das Stroh zu, das hier lag. Man sagt ja so einiges über Stroh und die Möglichkeit, dass es während intimer Stunden piksen könnte. Alle diese Behauptungen sind wahr, aber ich spürte das trotzdem kaum. Mein ganzes Gefühl galt Johanna.

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Konnte das Leben wirklich so schön sein?

 

Ich hatte vor einer halben Stunde Johanna nach Hause gebracht und genoss nun noch die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages auf der Wiese vor meinem Haus.

 

Wir waren stundenlang in der Mühle gewesen, hatten uns geliebt und geküsst, und irgendwann waren wir sogar völlig erschöpft Arm in Arm in einen leichten Schlummer gefallen. Als wir daraus wieder erwacht waren, wollte Johanna nach Hause, um zu sehen, ob sie noch Partyreste aufräumen musste oder ob Timo bereits alles gemacht hatte.

Erst, als die Sonne so langsam unterging, ging ich in das Haus und fand Marita zeitunglesend im Wohzimmer vor.

"Hey, Marita!", grüßte ich sie.

"Hey", gab sie tonlos zurück. Mein Blick fiel auf die Zeitung, und ich wusste sofort, was los war.

 

Sie las die Stellenanzeigen.

"Und? Ist heute was für dich dabei?", fragte ich sie und wartete ihre Reaktion ab. Sie zuckte leicht mit den Schultern.

"Vielleicht...", sagte sie dann zögernd, und ich merkte ihr an, dass es ihr mehr als schwer fiel, diesen Weg hier gehen zu müssen.

 

Während sich bei mir in den letzten Monaten mein beruflicher Weg in den schönsten Farben vor mir ausbreitete, war Maritas ins völlig düstere abgedriftet. Oder sollte ich sagen, ins schimmelgrüne? Denn die Filiale, die sie in Silverstone hätte leiten sollen, würde nie eröffnet werden können. Zumindest nicht von der Firma, für die Marita arbeitete. Und ich bezweifelte, dass sich so schnell ein anderer Geschäftsmann die nervtötende Arbeit aufhalste, ein komplettes Gebäude von oben bis unten komplett sanieren zu lassen, weil der Schimmel nicht nur in den Außenwänden saß, sondern bereits im Fundament seine Untaten trieb. Die Baufirma, die das Gebäude errichtet hatte, hatte ordentlich geschlampt. Maritas Chef hatte irgendwann die Faxen dermaßen dicke gehabt, dass er vom Vertrag mit dem früheren Eigentümer wegen der schweren Mängel zurückgetreten war.

Marita hatte er dann die Leitung einer Filiale in Southprompton angeboten. Das Problem dabei war, dass es diese Filiale noch gar nicht gab, die Firma von Marita erst in der Planungsphase bei den Architekten steckte und die Eröffnung nicht vor dem Sommer des nächsten Jahres stattfinden würde. Das war in eineinviertel Jahren, und Marita hing in der Luft. Ihre alte Stelle in der Firma war bereits besetzt worden, und ihr Chef hatte ihr das Angebot gemacht, dass sie als freie Mitarbeiterin zuerst weiterhin von zu Hause aus Blumensträuße binden könnte.

 

Das wäre alles prima, wenn das gehaltlich nicht eine völlig andere Liga als Filialleiterin gewesen wäre und Susan und Marita nun von vorne bis hinten das Geld fehlte. Susan hatte vor Verzweiflung vor vier Wochen eine Stelle als Kolumnistin in einer Wochenzeitung angenommen, aber das war auch nicht sonderlich gut bezahlt. So gesehen hatten sich die Pläne der beiden komplett geändert, und Marita suchte sich nun die Stellenanzeigen durch, um wieder einen besser bezahlten Job zu finden.

"Vielleicht?", hakte ich nach. "Um was für eine Stelle dreht es sich denn?"

"Naja...", sagte Marita überlegend, "Es wäre etwas völlig anderes. Sie suchen Wahlkampfhelfer", sagte sie.

"Oh, das habe ich auch mal gemacht", sagte ich. "Du erinnerst dich doch noch"

"Sicher. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du denkst, ob das was für mich wäre?". Sie sah mich abwartend an.

"Hm, mit Menschen kannst du ja eigentlich gut umgehen, oder? Ich meine, du hast ja deine Blumen auch an Leute verkauft. Man muss eben reden können. Aber ich frage mich, ob du tatsächlich so etwas machen möchtest? Es wäre ja wirklich eine ganz andere Schiene als bisher, und die Blumen haben dich immer glücklich gemacht". Marita seufzte schwer auf, und ich wusste, dass sie sich schon selbst diese Fragen gestellt hatte.

"Ich könnte ja nebenher noch Blumen binden, so dass ich nicht komplett davon weg wäre", meinte sie und ich nickte.

"Gute Idee", stimmte ich zu.

"Wie ist die Bezahlung denn so?", wollte sie weiter wissen.

"Ganz ordentlich", sagte ich. "Beklagen hatte ich mich nie müssen. Was für Wahlen stehen denn wieder an? Irgendwie habe ich noch gar nichts mitbekommen"

"Landtagswahlen im Herbst", meinte Marita.

"Ach, natürlich. Naja, du könntest dich ja einfach mal bewerben, oder? Schaden tut das sicher nicht".

"Ja, ich glaube, ich mache das jetzt einfach", gab Marita zurück. "Danke für deine Hilfe!"

"Ach was, für was denn?", sagte ich und stand auf. Ich war schon fast bei der Tür, als mich Marita zurückhielt:

"Lucas!"

"Ja?". Ich drehte mich zu ihr um, und ich sah, dass sie nur mit Mühe ein Schmunzeln unterdrücken konnte.

"Du hast da Stroh an deiner Jacke hängen", sagte sie sehr wissend. Ich sah an mir herunter, konnte aber auf den ersten Blick nichts erkennen. Johanna und ich hatten uns das Stroh eigentlich von den Klamotten geklopft, bevor wir gegangen waren.

"Es ist hinten", ergänzte Marita und unterdrückte ein breites Grinsen.

"Danke", zwinkerte ich ihr zu, bevor ich ins Bad ging um mich zu duschen.

Nach meiner Dusche wollte ich noch ein bisschen was für die Uni tun. Obwohl ich meine Gedanken kaum sortieren konnte, denn die wanderten immer wieder zu Johanna.

 

Wieder klopfte mein Herz schneller, als ich an sie und unseren Tag in der alten Mühle dachte. Wie sehr ich sie doch liebte! Ich versuchte, mich zu erinnern, ab wann sich meine Gefühle für sie geändert hatten und stellte fest, dass das schwer zu erfassen war.

Allerdings musste ich an meinen Geburtstag im letzten August denken, und wie ich da doch schon schwere Anzeichen von Eifersucht gehegt hatte, weil ich dachte, dass Mark in sie verliebt gewesen war.

 

Ich ging mit meinen Erinnerungen weiter zurück, dachte an unseren Umbau und wie ich mit ihr diesen besprochen hatte. Wie wir den ganzen Nachmittag bei ihr auf dem Boden gesessen und über Architektur gesprochen hatten. Wie wohl ich mich bei ihr gefühlt hatte. Irgendwann da musste es passiert sein. Völlig unbewusst natürlich, denn schließlich hatte sich Lucas Schiller vorgenommen, sich niemals zu verlieben, aber passiert war es trotzdem. Und heute wusste ich, dass das mehr als gut war.

Und wie gut das war. Meine Gedanken flogen ein paar Stunden zurück, als ich mit Johanna den wunderbarsten Sex meines Lebens gehabt hatte. Eine Frau körperlich zu lieben, die man auch im Herzen liebte, war wirklich ein himmelweiter Unterschied zu den ganzen oberflächlichen Geschichten, die ich bisher gehabt hatte.

 

Da ich mich nun überhaupt nicht mehr auf meine Aufgaben konzentrieren konnte, schickte ich Johanna eine kurze SMS:

"Ich denke an dich. Lucas". Sie simste sofort zurück:

"Und ich an dich. Ich liebe dich".

Ich war zuerst versucht, erneut eine SMS zurückzuschicken, als ich mich anders entschied und sie kurzerhand anrief. Als sie abgenommen und sich gemeldet hatte, begrüßte ich sie mit den Worten:

"Und ich liebe dich. Können wir uns morgen sehen?". Ich hörte sie leise am anderen Ende der Leitung lachen.

"Liebend gern. Wann hast du Zeit?", fragte sie mich.

"Also, morgen früh ist es schlecht, ich würde da zuerst noch mal in meine Bücher schauen wollen, dann will ich mich mit Mark treffen. Aber morgen nachmittag würde gut passen. Bei dir auch?"

"Ja, wunderbar", sagte sie und ich freute mich sehr.

"Dann bis morgen"

"Ja, bis morgen".

Am nächsten Morgen hatte ich wieder eine Nachricht von ihr auf dem Handy, das ich sofort nach dem Aufstehen kontrolliert hatte.

"Ich habe von dir geträumt", hatte sie mir geschrieben. Eigentlich wunderte es mich gar nicht, dass auch ich von ihr geträumt hatte. Ich hatte uns in einem Haus gesehen, nicht in der Mühle, sondern auf einer Baustelle, beide mit Architektenplänen in der Hand, die aber wegen unserer ständigen Küsserei schon längst völlig zerknittert waren.

"Ich auch von dir!!!", simste ich deshalb zurück. Und dann versuchte ich, mich tatsächlich auf mein Studium zu konzentrieren, immerhin waren bald Prüfungen angesagt. 

Nachdem ich mich dann wirklich noch zusammengerissen und ein bisschen gelernt hatte, traf ich mich mit Mark bei Frank`s Kneipe.

Wir setzten uns an einen Tisch, weil wir eine Kleinigkeit essen wollten.

"Oh je, da ist ja auch eine Professorin von mir!", sagte ich und blickte auf die Dame, die gerade ebenfalls die Kneipe betreten hatte. Sie hatte damals den Einstellungstest geleitet. Mark blickte nur kurz zurück und wandte sich mir wieder zu.

"Schön. Aber eigentlich würde ich jetzt gerne nicht über die Uni reden, sondern davon, ob du gestern noch mit Johanna gesprochen hast". Ich sah Mark schmunzelnd an.

"Ich danke dir für deine Offenheit", frotzelte ich, und er grinste zurück.

"Und? Hast du?", hakte er weiter nach, beugte sich sogar etwas vor und beobachtete mich genau. Sollte ich ihn noch ein bisschen zappeln lassen?

"Schon möglich", sagte ich dann und grinste.

"Du bist echt unmöglich! Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!", schimpfte er.

"Mark, Neugier ist etwas, was man hat, aber nicht zeigt", ließ ich ihn immer noch in der Luft hängen.

"Also wirklich, jetzt spuck schon aus, was sie gesagt hat! Oder besser: Was hast du zu ihr gesagt?". Ich sah meinen Kumpel eine Weile an und überlegte, was ich sagen sollte. Dann jedoch nickte ich ihm einfach ganz leicht zu, und Mark bekam große Augen.

"Soll das heißen, dass ihr zusammen seid?", fragte er mich.

"Ja", antwortete ich, weil es jetzt wirklich sinnlos gewesen wäre, ihn weiter zappeln zu lassen.

"Halleluja!", sagte Mark. "Endlich! Wie lange habe ich darauf gewartet, dass bei dir mal der Groschen fällt!"

"Nicht zu vergessen, wie lange sie warten musste", sagte ich, und dachte daran, dass mich Johanna schon so lange liebte. Über sechs Jahre, die ich blind durch die Welt gelatscht war.

"Ja, das nicht zu vergessen! Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie so lange auf so einen Blödkopf wie dich gewartet hat. Mich hätte sie viel früher haben können!"

"Tja Mark, da würde ich mir jetzt aber schon so meine Gedanken machen", sagte ich gut gelaunt und erntete einen finsteren Blick von meinem Kumpel.

"Nee, muss ich mir nicht. Johanna war für alle Männer unerreichbar, das hat nicht das Geringste mit mir zu tun", sagte er selbstsicher. Für alle Männer unerreichbar... wegen mir. So ganz konnte ich es noch gar nicht fassen.

"Mark?"

"Ja?"

"Danke", sagte ich zu ihm.

"Für was? Doch nicht, weil ich dir so lange nichts gesagt habe?"

"Dafür, dass du es mir gesagt hast, obwohl du Johanna versprochen hattest, nichts zu sagen", erklärte ich.

"Ich hoffe, dass sie mir das verzeihen kann, aber ich habe diesen Eiertanz nicht mehr ausgehalten. Ich habe schon seit einiger Zeit gedacht, dass sich da bei dir was verändert haben könnte. Wie du mich immer angefahren hast! Du warst ein eifersüchtiger Gockel", grinste er.

"Sehr witzig", gab ich zurück. "Und Johanna hat dir schon verziehen, keine Sorge", fügte ich grinsend an.

"Dein Grinsen! Erspare mir jetzt bitte Details, ja?", bat er und schüttelte sich, und ich grinste noch breiter.

"Dann erzähle doch mal was von dir!", forderte ich ihn auf. "Gibt es keine Frau, auf die du ein Auge geworfen hast?"

"Was soll das werden? Willst du jetzt mich verkuppeln, oder was?"

"Warum nicht? Also: Gibt es da jemanden?"

"Nein, gibt es nicht. Die einzige Neuigkeit von der Frauenfront ist eine ganz, ganz schlechte. Mein Chef wird die Firma in der nächsten Zeit seiner Tochter überschreiben, die frisch von der Uni kommt. Sie wird in den nächsten Tagen eingelernt werden".

"Und was ist da jetzt schlecht daran?", fragte ich.

Mark sah mich an, als wären mir plötzlich zwei Hörner aus der Stirn gewachsen.

"Was daran schlimm ist?", fragte er und seine Stimme war eine Oktave höher gerutscht.

"Ja. Die wird sich doch mit dem Job auskennen, wenn sie das von klein auf gesehen und jetzt sicher auch in die Richtung studiert hat, oder?"

"Lucas. Ich bin wirklich kein Macho, aber eine Frau, die gerade frisch von der Uni kommt, kann nicht wissen, wie es bei uns auf der Baustelle zugeht. Die hat ihren theoretischen Kram gelernt und noch nie selbst ein Eimerchen Mörtel angemacht. Die hat keine Ahnung, wie oft wir improvisieren müssen. Ihr Vater dagegen hat, wie ich, als Maurer angefangen, hat sich dann hoch gearbeitet und irgendwann seine eigene Firma gegründet, die jetzt ziemlich gut läuft. Aber sie? Wirklich Lucas, ich habe keine Lust auf den theoretischen Quatsch und habe echt Angst, dass die uns alles durcheinanderbringt"

Ich erkannte sofort, dass ihm diese Sache wirklich sehr an die Nieren ging.

"Ich kann verstehen, dass du Angst hast", antwortete ich. "Allerdings kannst du noch nicht wissen, wie es tatsächlich wird und ich würde dir jetzt einfach raten, abzuwarten. Sonst machst du dich jetzt verrückt und dann wird es sogar ganz gut"

"Dein Wort in Gottes Ohr", lachte Mark bitter auf und seufzte laut.

"Okay. Okay, soll sie ihre Chance bekommen", sagte er dann, und allein daran, dass er das "Okay" zweimal gesagt hatte, wusste ich, dass er sich gerade enorm zusammenriss.

"Wann fängt sie denn an?", fragte ich ihn.

"Sie wird ab dem 1. mitarbeiten und von meinem Chef in alles eingearbeitet. Hoffentlich nimmt sie da ordentlich was von ihm an!"

"Bestimmt!", machte ich ihm Mut, "Das wird schon klappen!"

Weil Johanna um zwei bei mir sein wollte, verabschiedete ich mich von Mark eine Viertelstunde davor von ihm.

"Grüße Johanna von mir", sagte Mark.

"Das mache ich", versprach ich.

"Und hey: Erinnere dich daran, was du mir versprochen hast, ja? Du machst sie nicht unglücklich! Verstanden? Sonst gibt es Ärger!"

"Ja, Sir", sagte ich brav und musste breit grinsen.

"Dann ist es ja gut", grinste nun auch Mark. "Macht es gut!"

"Du auch!"

 

Dann fuhr ich nach Hause, um auf Johanna zu warten.

Johanna war pünktlich bei mir. Mein Magen machte vor Freude einen Satz, als ich sie sah und ich küsste sie zur Begrüßung lange.

"Ich hoffe, du hälst mich jetzt nicht für verrückt oder so etwas", begann sie nach unserem Kuss, "aber ich habe dich schon vermisst"

"Ich dich auch", gab ich zu. Sie lächelte bei meinen Worten und ich konnte mich kaum an ihr satt sehen.

"Was hälst du davon", sagte ich dann zu ihr, "wenn wir das schöne Wetter genießen und ein Eis essen gehen? Das Prima Gelato hat bereits aufgemacht. Ich lade dich ein"

"Du musst mich nicht einladen", widersprach sie mir sofort. "Wir können sehr gerne ein Eis essen gehen, aber ich bezahle. Immerhin verdiene ich schon Geld und du studierst noch"

"Trotzdem", sagte ich. "Bei unserem 1. richtigen Date würde ich dich gerne einladen, ja?"

Johanna ließ sich breit schlagen, und wir fuhren in meinem 2CV in die Stadt.

Dort angekommen, stellten wir fest, dass es recht ruhig war. Gut, es war Sonntag, aber es überraschte trotzdem, weil das Wetter wirklich schon wunderbar war.

Wir setzten uns drinnen an einen der Zweiertische und gaben unsere Bestellung auf.

Während wir auf unser Eis warteten, fanden sich unsere Hände auf der noch leeren Tischplatte. Ich genoss es, ihre zarten Finger zu spüren.

Wir hielten uns immer noch an den Händen, als unser Eis aufgetragen wurde.

"Wie war es mit Mark?", fragte mich Johanna, als wir begannen, das Eis zu essen. Ich grinste sie an.

"Ja, dreimal darfst du raten", antwortete ich.

"Was hat er gesagt, als du ihm sagtest, dass wir zusammen sind?"

"Dass er nicht glauben kann, dass du so lange auf so einen Blödkopf wie mich gewartet hast", antwortete ich ehrlich. Johannas Mundwinkel zogen sich nach oben. "Und als wir uns verabschiedet haben, hat er mir noch mal gedroht, dass ich großen Ärger mit ihm bekomme, sollte ich dich unglücklich machen"

"Noch mal?", hakte Johanna mit großen Augen nach und ich nickte.

"Hm. Gestern morgen war ich ja auch bei ihm, und da waren das ebenfalls seine Abschiedsworte gewesen, bevor ich zu dir gegangen bin". Sie lächelte.

"Ich verstehe", sagte sie dann.

"Ich hoffe doch sehr, dass er merkt, dass das hier für mich was Besonderes ist", sagte ich mehr zu mir selbst und schob mir noch einen Löffel voll Eis in den Mund. Als ich Johanna wieder ansah, sah ich, dass sie mich glücklich anstrahlte.

"Denkst du das wirklich?", fragte sie leise nach.

"Ja", sagte ich fest, "Sieht man schon daran, dass ich zum ersten Mal überhaupt zu jemandem >Ich liebe dich< gesagt habe", erklärte ich. Nun sah sie mich erstaunt an.

"Was?". Ich nickte ihr als Antwort zu, dass sie schon richtig verstanden hatte.

"Du hast das noch nie... ich war die erste?"

"Ganz genau", sagte ich und wand mich etwas peinlich berührt. Immerhin war das ja nun nicht gerade alltäglich und von mir erwartete man vielleicht auch ganz anderes.

"Das... wusste ich nicht", sagte sie dann, "Aber ich fühle mich sehr geehrt!"

Ich warf ihr eine Kusshand zu, während unser Eis so langsam aber sicher seine gefrorene Form aufgab und vor sich hin schmolz.

"Erzähl`s aber niemandem, ja? Ich habe einen Ruf zu verlieren!", witzelte ich dann wieder und sie lachte mit.

"Mache ich nicht, versprochen!", versprach sie mir, und wir aßen unser fast zerschmolzenes Eis auf.

Als ich bezahlt hatte und wir die Eisdiele verließen, schüttete es wie aus Eimern. Wir hatten während unserer Flirterei gar nicht bemerkt, dass es sich zugezogen hatte. Hand in Hand gingen wir schnellen Schrittes zu meinem Auto, wo wir schon ganz schön nass geworden in die trockenen Sitze sanken.

Wir beschlossen, noch in das Einkaufscenter zu fahren, das auch sonntags für ein paar Stunden geöffnet hatte. Das wurde hier von den Bewohnern ganz gut angenommen.

 

Johanna und ich gingen in einen Klamottenladen, weil sie sich etwas Neues kaufen wollte.

Sie probierte eine Jeans und ein helles Top an. Als sie aus der Kabine kam, stockte mir schier der Atem.

"Und?", fragte sie unsicher.

"Wunderschön!", sagte ich.

"Aber... ist das nicht zu... naja. Offenherzig?". Ich wusste sofort, was sie meinte.

"Finde ich nicht. Aber du musst dich darin wohlfühlen und nicht ich. Du kannst ja eh anziehen was du willst und siehst gut aus", schmeichelte ich ihr.

Sie betrachtete sich hier draußen im großen Spiegel.

"Hm, schlecht sieht es ja nicht aus", sagte sie.

"Das sage ich doch", bestätigte ich ihr.

"Es ist eben ein wenig ungewohnt für mich, aber ich glaube, ich nehme es mit"

 

Während sie sich umzog, stöberte auch ich bei den Männerklamotten, aber da es finanziell gerade nicht so rosig aussah, musste ich ein paar neue Klamotten hinten anstellen.

Auch Johanna sah sich noch mal in dem Laden um, als sie sich wieder umgezogen hatte. Nach nur kurzer Zeit rief sie mich plötzlich.

"Lucas, würdest du mal kommen?". Als ich zu ihr ging, sah ich, dass sie mit einer blonden Frau mittleren Alters sprach.

Als ich bei den beiden angekommen war, stellte uns Johanna einander vor.

"Mama, darf ich dir Lucas Schiller vorstellen? Lucas, das ist meine Mutter Silvia". Mir wurde es heiß und kalt gleichzeitig, reichte aber Johannas Mutter eine zittrige Hand, die sie ergriff und ziemlich lasch umschloss.

"Angenehm", sagte sie zu mir. Während sie das sagte, bewegten sich nur ihre Lippen, ihr Gesicht war unbewegt geblieben. Ich sah mich nicht nur mit Ablehnung, sondern mit Kälte konfrontiert. Na, prima! 

"Freut mich", krächzte ich und fragte mich, warum mich Johannas Mutter ablehnte.

"Ich habe schon eine Menge von dir gehört", sagte sie zu mir, und ihr knappes Lächeln verhieß nichts Gutes. Ich schluckte unwillkürlich.

"Schön", gab ich knapp von mir und wünschte, sie hätte bisher nicht gewusst, dass ich überhaupt existierte.

"Ihr seid hier also auch einkaufen?", fragte sie dann mehr ihre Tochter allein als uns.

Ich fühlte mich dermaßen unbehaglich, als Johanna und ihre Mutter in ein kurzes Gespräch über Mode gekommen waren. Silvia beachtete mich kein bisschen, und ich fragte mich, mit was das wohl zusammenhing. Hielt sie mich für einen Macho wegen meines bisherigen Liebeslebens? Mir schoss die Röte ins Gesicht beim Gedanken, dass sie da was mitbekommen haben könnte. Oder sie fand, dass ich nicht gut genug für ihre Tochter war. Sohn eines LKW-Fahrers, Halbwaise, nicht wohlhabend. Die Kepplers waren allerdings auch nicht gerade reich, das wusste ich. Aber vielleicht hätte sie sich genau aus dem Grund einen wohlhabenderen Mann für ihre Tochter gewünscht?

Johannas Mutter verabschiedete sich schon bald von uns - oder sollte ich sagen, von Johanna? - und ich wandte mich meiner Freundin zu.

"Deine Mutter lehnt mich ab", fiel ich sofort mit der Tür ins Haus.

"Das ist nicht gesagt. Sie braucht immer eine Weile, bis sie mit jemandem warm wird", tröstete mich Johanna.

"Aber ob das auch bei jemandem funktioniert, bei dem es am Anfang so frostig war?"

"Bestimmt. Immerhin weiß sie, was du mir bedeutest, und sie will, dass ich glücklich bin".

Wie um ihre Worte zu unterstreichen, gab sie mir einen langen Kuss. Und ich hoffte, dass Johanna recht behielt.

Johanna und ich waren seit fast zwei Wochen zusammen, als ich meine Mutter zu uns zum Abendessen einlud. Am darauffolgenden Samstag sollte es sein, an dem Abend waren Marita und Susan bei Susans Eltern in Longville eingeladen.

 

Ich hatte Johanna vorgeschlagen, den Abend zu nutzen und meine Mutter einzuladen, und sie war sofort einverstanden gewesen.

 

"Mama", begann ich nach unserer allgemeinen Begrüßung, "Hast du nächsten Samstag Abend schon was vor?"

"Nein, habe ich nicht. Warum fragst du?", antwortete sie.

"Nun, ich würde dich da gerne zum Essen einladen, hier bei uns", sagte ich.

"Oh", machte meine Mutter, "Ich komme sehr gern!", nahm sie die Einladung freudig an. 

"Mama?", hakte ich noch mal nach, weil sie schon die genauen Hintergründe wissen musste. 

"Ja?"

"Wir zwei werden nicht allein sein"

"Na, das ist doch kein Problem! Ich kenne deine Mitbewohnerinnen doch schon ganz gut und wir verstehen uns doch ordentlich, wo ist das Problem? Du hörst dich an, als würde gleich die Welt untergehen!", gab sie resolut zurück und lachte sogar. Ich konnte nicht mitlachen, irgendwie war ich plötzlich total nervös.

 

"Susan und Marita sind nicht da", erklärte ich knapp.

"Ach, nicht?", fragte meine Mutter und ich konnte ahnen, dass es bei ihr nun ratterte.

"Nein. Ich möchte dir jemanden vorstellen", sagte ich dann, und dann war es am anderen Ende der Leitung tatsächlich kurz ganz still.

"Du möchtest mir also jemanden vorstellen...", sagte sie dann, "Dann freue ich mich schon sehr darauf". Ich ahnte, dass sie wusste, worum es ging.

"Ich mich auch. Bis dann!"

"Ja, bis Samstag!"

 

Als wir aufgelegt hatten, klopfte mein Herz ganz schön schnell. Am Samstag also würden sich meine zwei wichtigsten Frauen gegenübertreten.

Am nächsten Tag hatte Marita das Vorstellungsgespräch in der USP*. Kurz bevor sie ging, erwischte ich sie noch draußen vor dem Haus.

"Viel Glück, Marita!", wünschte ich ihr.

 

 

*USP = Unabhängige Simspartei

"Danke, Lucas", freute sie sich.

"Du kannst das! Und du siehst super aus, jetzt musst du ihnen nur noch klar machen, dass es ohne dich auf keinen Fall geht!", munterte ich sie auf.

"Ob ich das schaffe?", fragte sie.

"Aber sicher doch! Du hast schon ganz anderes geschafft!"

"Danke", sagte sie noch mal. "Jetzt muss ich los. Denkt an mich!"

"Das machen wir!", versicherte ich ihr, bevor sie sich auf den Weg zum dem Gespräch machte.

Am Samstag dann war Johanna schon früh bei mir, um mir bei den Vorbereitungen zu helfen. Sie hatte sich das neue Top und die neue Jeans angezogen und mein Blick hing förmlich an ihr fest, als sie die Küche betrat, in der wir gleich das Essen zaubern wollten.

Während wir begannen, den frischen Lachs vorzubereiten, den meine Mutter besonders mochte, fragte mich Johanna:

"Gibt es irgendetwas, was deine Mutter überhaupt nicht ausstehen kann? Also, nicht, dass ich von etwas in den höchsten Tönen schwärme und sie diese Sache total widerlich findet"

"Nein, du kannst ganz entspannt sein"

"Das sagt sich leichter, als es ist", antwortete sie. "Oder gibt es sonst etwas, was ich wissen sollte?".

"Nein, sei einfach du selbst! Ich bin mir sicher, dass sie dich mögen wird! Glaube mir!"

"Ich hoffe, du hast recht!", sagte Johanna wenig überzeugt und schien noch angespannter als zuvor.

"Ich habe recht", sagte ich bestimmt und nahm sie in den Arm. In diese Umarmung hinein klingelte es dann schon an der Tür.

"Oh Gott!", sagte Johanna und sah mich entsetzt an.

"Hey, alles klar! Ich begrüße jetzt meine Mutter, das Essen ist gleich soweit, und dann essen wir ganz gemütlich zusammen. Ja?"

"Ja", sagte sie und war ganz blass um die Nase, während ich zur Tür ging.

 

 

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