2. Teil

Aber das Malen beherrschte sie tatsächlich sehr gut, auch ich war sogar schon ihr Motiv gewesen. Das Bild hing jetzt im Arbeitszimmer.

 

Irgendwann später ging sie dann außer Haus und ich chillte ein wenig auf dem Sofa. Die Party saß mir noch ein wenig in den Knochen, raus konnte man nicht, denn es regnete immer noch, und so gönnte ich mir einfach ein bißchen Ruhe. Ich dachte wieder an meinen Vater und nahm mir vor, bald das Grab zu richten. Und natürlich dachte ich an Oliver, den ich immer noch nicht angerufen hatte.

Ich lag halb dösend auf der Couch, als ich draußen wütende Stimmen hörte. Ich ging hinaus, um nachzusehen, was los war.

 

Marlene stritt sich lautstark mit Brandi. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Aber nein, wir hatten ja ausgemacht, nichts zu sagen. Brandi wäre ja wohl nicht so unvernünftig, Marlene alles erzählt zu haben.

 

Oder?

 

Lange konnte ich darüber allerdings nicht nachdenken, denn als Marlene mich sah, schoss sie auf mich zu und knallte mir eine. Ich war so überrascht, dass ich nichts sagen konnte.

"Marlene!", rief Brandi und ich musste mich erst einmal wieder von dem Schlag erholen.

"Wie konntet ihr nur!", sagte Marlene zornesbebend. "Wie konntet ihr mir das antun! Mit euch bin ich fertig. Wie kann man mein Vertrauen so missbrauchen!" Sie stürmte ins Haus.

 

Meine Güte! Meine Hoffnungen schwanden, dass sie nichts von diesem Abend mit Brandi wusste. Aber wie war sie dahinter gekommen?

Ich sah Brandi an, die ebenfalls ziemlich fertig aussah. Ich ging zu ihr rüber.

"Brandi, was genau verstehst du unter >Wir sagen ihr kein Wort< ? Wir hatten eine Abmachung!", warf ich ihr vor.

"Ja, die hatten wir. Aber ich bin ihre Freundin, Lucas, und ich konnte ihr nicht einmal mehr in die Augen sehen. Ich musste es ihr sagen, verstehst du?"

"Toll! Geht es dir jetzt besser, ja?", sagte ich herausfordernd.

"Nein, stelle dir vor, mir geht es hundmiserabel!", meinte sie. "Sie hat gesagt, dass sie mich nicht mehr sehen will!". Wunderbar. Da konnten Brandi und ich ja einen Club aufmachen. Zuerst Mark bei mir, jetzt Marlene bei Brandi.

"Sie wird sich wieder beruhigen", wollte ich sie ein wenig aufmuntern.

"Deinen Optimismus möchte ich haben", sagte sie niedergeschlagen.

 

Optimismus. Wenn Brandi wüsste. Ich hatte mich gerade wieder ein kleines bißchen aufgerappelt, und jetzt passierte in nur zwei Tagen eine Katastrophe nach der anderen.

Dann kam Marlene wieder aus dem Haus, einen ihrer Koffer in der Hand.

"Ich ziehe hier aus", sagte sie wütend. "Lucas, mit dir kann man nicht zusammen leben. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wegen meinem Geld aus dem Umbau schreibe ich dir noch einen Brief. Mein restliches Zeug hier hole ich, wenn du arbeitest. Und Brandi: Du brauchst dich nicht mehr zu melden. Auf so eine Freundin kann ich gut und gerne verzichten. Auf Nimmerwiedersehen!", schrie sie noch, bevor sie sich umdrehte und ging.

"Marlene!", riefen Brandi und ich gleichzeitig, doch Marlene winkte ab und rief zurück:

"Lasst mich bloss in Ruhe!". Kurz darauf hielt ein Taxi neben den Schrebergärten, die neben unserem Haus standen, und fuhr mit Marlene davon.

"Soviel zum Thema, dass sie sich schon wieder beruhigen wird", sagte Brandi traurig. Ich konnte daraufhin nichts sagen. War Marlene gerade wirklich ausgezogen? Das konnte doch nicht sein, oder? Ich meine, es war falsch, was Brandi und ich getan hatten, das haben wir ja schon in dem Moment, als wir es taten, gewusst. Wir hätten uns nicht küssen dürfen.

"Du hast ihr aber schon gesagt, dass wir keinen Sex hatten, oder?", fragte ich sie. Wer wusste denn schon, was sich Marlene gerade alles ausmalte.

"Natürlich. Aber um das geht es doch gar nicht. Ich habe ihr Vertrauen missbraucht, das ist der springende Punkt".

 

Vertrauen. Ich hatte anscheinend ein großes Problem damit, das Vertrauen, das mir entgegen gebracht wurde, nicht zu missbrauchen. Mark hatte ja immerhin das gleiche gesagt. Hing das etwa auch mit dem Tod meines Vaters zusammen? Und warum konnte ich das immer noch nicht zu hundert Prozent?

"Willst du auf den Schock noch mit hinein kommen, etwas Trinken und dich ein wenig trocknen lassen?", fragte ich Brandi. Und zwar ohne jeden Hintergedanken. Dieser ganz spezielle Zauber, der uns an diesem verhängnisvollen Abend umgeben hatte, war wieder weg. Sie war zwar eine sehr interessante Frau, aber mehr wollte ich da gar nicht. Und jetzt sowieso nicht mehr. 

"Danke, aber ich denke, ich gehe jetzt erst einmal nach Hause. Es gibt da etwas, was ich verdauen muss, weißt du?", sagte sie.

"Ja, das verstehe ich sehr gut", antwortete ich.

"Dann - bis dann", sagte sie. Was auch immer das heißen möge.

"Ja, bis dann", sagte ich. Und dann ging auch Brandi.

 

Ich trottete in das Haus, das nun nur von mir bewohnt wurde. Im Schlafzimmer waren noch die Schranktüren und Schubladen aufgerissen, Marlene hatte sich nicht einmal mehr die Mühe gegeben, sie zu schließen.

 

Und nein, vor dem Alleinsein an sich hatte ich keine Angst.

 

Es war die Angst um meine finanzielle Lage, die mir die Kehle zuschnürte.

Nur zwei Tage später hatte ich tatsächlich Post von Marlene bekommen. In dem Brief, der keine persönlichen Zeilen enthielt, war eine Aufstellung der Ausgaben, die sie wegen des Umbaus an meinem Haus gehabt hatte und die sie wieder haben wollte. Ihre Ersparnisse. Dazu hatte sie die Kopie ihres Kontoauszuges, der ganz klar die Überweisung auf mein Konto zeigte, beigelegt. Und da wir auch kein Paar gewesen waren gab es da natürlich auch noch ein Schriftstück, das wir beide unterzeichnet hatten und das ebenfalls die Überweisung bestätigte.

 

Marlene hatte 12.655 § in den Umbau gesteckt, die sie in den nächsten zwei Wochen wieder haben wollte.

 

Mir zog es den Boden unter den Füßen weg. Zwei Wochen! Das war für mich nicht zu schaffen. Woher sollte ich soviel Geld nehmen und nicht stehlen?

 

Gefrustet ging ich abends in Frank`s Kneipe. Die Kneipe war in einem alten Haus untergebracht, eines der ältesten überhaupt in unserer Kleinstadt. In der letzten Zeit war ich kaum mehr hier gewesen, aber als Teen, noch als Gymnasiast, waren wir oft hier herum gelungert. Hatten Billiard gespielt oder Karten, hatten in die Automaten hier viel zu viel von unserem Taschengeld geschmissen oder einfach bei einem Glas Cola oder später auch Bier geredet.

Heute setzte ich mich sofort an die Bar, ohne recht mitbekommen zu haben, wer oder was hier war. Waren es viele Leute? Hübsche? Ich hatte keine Ahnung.

 

Frank stand selbst hinter der Theke und begrüßte mich. Natürlich kannte er mich schon.

„Hey, Lucas! Auch mal wieder hier!“, sagte er und strahlte, wodurch seine Zahnlücke neben dem rechten, oberen Schneidezahn, sichtbar wurde. Mit seinem Bierbauch, dem schütteren Haar und der obligatorischen Zigarette im Mund wirkte er sofort wie der typische Kneipenwirt. Von einem Rauchverbot in öffentlichen Räumen hatte er wohl noch nichts gehört.

„Hey, Frank“, grüßte ich zurück.

„Was darf ich dir denn anbieten?“

„Einen Bacardi Cola“, sagte ich und sah ihm zu, wie er die beiden Getränke mixte und mir dann das Glas rüberschob. Ich nahm sofort einen kräftigen Schluck und registrierte erst jetzt, was hier für eine Mucke lief: „Grenade“ von Bruno Mars. Musste das jetzt sein? Klar, der Kerl würde für die Frau seiner Träume sterben. Super. Hoffentlich war dieses Gekrächze bald aus.

Ich stierte auf die bunten Flaschen hinter Frank und begann dann mal so langsam die Kundschaft hier zu mustern. An einem Tisch saßen drei Frauen in meinem Alter, von denen besonders eine auffallend hübsch war.

 

Und ich hatte nicht die geringste Lust, rüberzuschlendern und mit ihr ins Gespräch zu kommen.

Ich hatte gerade echt genug Probleme. Wie ich das Geld von Marlene zurück zahlen sollte, wusste ich wirklich nicht. Wenn mir nichts Brauchbares einfiel, müsste ich dann wohl oder übel das Haus verkaufen. Meine Mutter wollte ich einfach nicht fragen, sie hatte mir schon genug Geld für das Haus gegeben. Und ob mir die Bank einen Kredit gab, wusste ich nicht.

 

Außerdem waren da ja noch die laufenden Kosten, die für ein größeres Haus eben auch höher waren. Zusammen mit Marlene hatte ich das gut hinbekommen, aber ob ich das auch allein schaffte, wusste ich beim besten Willen nicht. Wäre da ein Untermieter vielleicht eine Option? Vielleicht sollte ich einfach mal eine Anzeige schalten. Viel Zeit hatte ich zwar nicht, aber doch noch ein wenig.

Gegen später ging ich in den oberen Stock und spielte ein bißchen Billard. Was hatte ich das hier schon oft gemacht.

 

Meistens mit Mark.

 

Herrgott, wie ich diesen Kerl vermisste! Ich musste das unbedingt regeln, egal wie. Ja, es war falsch gewesen, was ich getan hatte. In letzter Zeit hatte ich mich wahrhaftig nicht mit Ruhm bekleckert und das wusste ich auch. Und ich würde tatsächlich gerne die Zeit zurück drehen, um da so manches anders machen zu können, aber weil das nicht ging, musste ich mir was anderes einfallen lassen.

 

Irgendwie, und da lag der Hase begraben, musste ich das Vertrauen von ihm wieder erlangen.

Gegen später saß ich wieder an der Bar und trank einen Drink nach dem anderen. Schon bald wurde meine Zunge lockerer und ich sprach mit den Bedienungen hinter der Theke, selbst als ich leicht zu lallen anfing, sprach ich den armen Leuten die Ohren ab.

 

Hoppel schien das allerdings für normal zu befinden, denn er tauchte nicht wieder auf. War das nun ein gutes Zeichen oder nicht? Hatte er mich nun völlig unter "hoffnungsloser Fall" abgeschrieben oder war ich auf einem guten Weg?

 

Egal. Mir schmeckten die Drinks heute vorzüglich, die Leute hier waren echt nett und ich laberte sie weiter voll.

Am nächsten morgen wachte ich mit einem dicken Schädel in meinem Bett auf. Allein. Ich hatte tatsächlich nicht mehr geflirtet, statt dessen hatte ich einen Drink um den anderen an der Bar gekippt. Soviel wie an dem Abend trank ich eigentlich nie, auch wenn ich oft genug aus war. Genau genommen trank ich sogar recht wenig. Mir war nicht nur ein klarer Kopf außerordentlich wichtig, wenn ich mit einer Frau flirtete – und mal ehrlich: Welche Frau wollte schon von einem Mann angebaggert werden, der nach Alkohol stank? - zum anderen verschwand ich oft genug schon recht früh, um mich mit der Dame zu amüsieren und konnte schon gar nicht soviel trinken.

 

Und gestern also hatte ich beide Tatsachen ignorieren können und hatte mir die Kante gegeben. Mein pochender Kopf und der völlig ausgetrocknete Mund waren nun das Ergebnis davon. Mein Kreislauf kam überhaupt nicht auf Touren, mir schwindelte sogar leicht. Und als ich jetzt versuchte, mich aus dem Bett zu hieven, missglückte mir das erstmal ordentlich. Ich sackte wieder zurück auf das Kissen und schloss noch einmal meine Augen. Mein Kopf dröhnte fürchterlich. Draußen wurde irgendwo Holz gesägt und dieses Geräusch machte mich fertig.

Wie war ich eigentlich nach Hause gekommen? Ich öffnete langsam meine Augen und sah an mir herunter. Ich hatte nur noch die Jeans an, die ich gestern Abend in der Kneipe angehabt hatte. Na toll! Ich hatte es nicht einmal mehr geschafft, mich ordentlich zu entkleiden. Aber wie war ich her gekommen? Ich wusste es nicht mehr, sehnte mich jetzt aber zuerst nach einem großen Glas Wasser und dann nach einer ausgedehnten Dusche. Ich versuchte wieder, aus dem Bett zu kommen, und mein Kopf fuhr Achterbahn. Diese Geräusche, der Schwindel – urplötzlich wurde mir sterbensschlecht und ungeachtet der Tatsache, dass ich mich davor kaum bewegen konnte, rannte ich ins Bad und übergab mich.

Erschöpft lehnte ich mich an das Waschbecken und versuchte, meinen Kreislauf unter Kontrolle zu bringen, in dem ich kaltes Wasser über meine Handgelenke laufen ließ. So langsam wurde es besser, und ich trank erstmal ein paar Schlucke Wasser, die diesen Brand in meinem Mund löschen sollten.

Dann starrte ich mein Spiegelbild an.

 

Soweit war es also gekommen. Seelisch kaputt, von Freunden verlassen, woran ich auch noch selbst schuld war, einen ungewollten Halbbruder an der Backe, bald ohne Job, wie mir mein Chef so nebenbei gesagt hatte, weil nach den Wahlen die neu eingestellten Wahlkampfhelfer nicht mehr gebraucht wurden, finanziell in einer Sackgasse - wie tief konnte man sinken?

Mir ging es einfach beschissen.

 

In diese trüben Gedanken hinein klingelte plötzlich das Telefon. Das Geräusch hämmerte furchtbar in meinem malträtierten Kopf.

Seufzend schlurfte ich an den Apparat, denn es könnte ja Mark sein, der eine Aussprache wollte. Auf meine Anrufe in den letzten Tagen hatte er nämlich nicht reagiert.

Doch zu meiner Überraschung war Rita dran.

"Hallo Lucas", sagte sie fröhlich in den Hörer und ich hätte sie gerne gebeten, ihre Stimme ein wenig zu dämpfen. Ging ja aber nicht, also biss ich die Zähne zusammen und sagte:

"Hallo Rita! Was verschafft mir die Ehre?"

"Ich hoffe, ich störe dich nicht, aber Susi und ich wollten etwas mit dir besprechen und wollten dich fragen, ob du dich dazu mit uns treffen würdest". Etwas mit mir besprechen? Sofort dachte ich an die Nacht, als wir uns das erste mal getroffen hatten und ich fragte mich, ob sie ein Date mit mir ausmachen wollten, dass dann genau so endete wie der Abend im Doc Browns. Allerdings hatte ich sie auf der Party knutschend miteinander gesehen... aber vielleicht standen sie ja auf sowas?

 

Und nach diesen ganzen Katastrophen der letzten Tage hatte ich wahrhaftig etwas Spass verdient.

"Ja, klar. Warum nicht?", antwortete ich deshalb.

"Das ist prima!", lachte Rita erfreut und ihre Stimme war noch lauter geworden. Mein Kopf platzte jetzt dann gleich. "Susi und ich wohnen hier im Hotel Casablanca. Vielleicht magst du zu uns kommen, damit wir das alles in Ruhe besprechen können?".

"Gerne. Wie lange seid ihr denn noch da?"

"Die ganze restliche Woche noch. Wann wäre es dir denn recht?". Heute auf keinen Fall! Das machte mein Kopf nicht mit. Aber morgen nach der Arbeit vielleicht...

"Wie wäre es mit morgen abend, so gegen 19.00 Uhr?", schlug ich vor.

"Das ist perfekt!", lachte Rita. Aua, mein Kopf!

"Prima. Dann komme ich da zu euch". Rita nannte mir noch ihre Zimmernummer, an die ich nur klopfen musste, dann legten wir wieder auf.

 

Und ich gönnte mir endlich die heißersehnte Dusche. 

Am Abend ging es mir dann aber doch soweit wieder ganz gut, dass ich meiner Mutter einen Besuch abstattete. Ich brauchte jetzt einfach ein paar nette Worte, die ich mir von ihr erhoffte.

"Das wird aber auch Zeit, dass du deine Mutter mal wieder besuchst, Lucas!", wurde ich von ihr begrüßt.

"In letzter Zeit war ich beruflich sehr eingespannt. Du weißt doch, dass die Wahlen vor der Tür stehen", rechtfertigte ich mich. Und außerdem war ich ein psychisches Wrack, ich habe meinen Halbbruder kennengelernt und Hoppel in lebensgroß gesehen. Außerdem war ich auf dem Friedhof an Papas Grab, habe meine Mitbewohnerin und meinen besten Freund verloren und bin demnächst wahrscheinlich auf der Suche nach einem Untermieter, weil ich finanziell sonst am Ende bin, fügte ich in Gedanken hinzu. 

 

Ich blickte zur Seite, weil ich wusste, dass sie es gesehen hätte, dass es mir schlecht ging.

Wir setzten uns an den Tisch, wo mich Mutter natürlich musterte.

"Du siehst wirklich sehr kaputt aus. Ist das auch wirklich die richtige Arbeit für dich?", fragte sie dann. Ich hatte es doch gewusst.

"Es ist eben Arbeit, Mama. Und im Moment gibt es einfach viel zu tun"

"Schon. Meinst du, das wird wieder besser? Ich möchte nicht, dass du dich kaputt arbeitest", sagte sie dann.

"Wird schon besser werden", murmelte ich. So als Arbeitsloser lief man wenigstens nicht Gefahr, am Burn-Out zu erkranken, dachte ich lapidar. Meine Güte, ich musste unbedingt einen neuen Job finden.

 

Oder einen reichen Untermieter. Ha.

"Und wie geht es dir so?", fragte ich, um von mir abzulenken.

"Ganz gut. Ich habe jetzt angefangen, hier bei ´Essen auf Rädern` ehrenamtlich zu arbeiten. Nachdem du ausgezogen warst, fiel mir einfach die Decke auf den Kopf. Und so kann ich wieder etwas Sinnvolles tun". Oh, das hatte ich noch nicht gewusst! Hörte sich aber toll an.

"Das finde ich super, Mama!", sagte ich dann auch. "Arbeitest du da jeden Tag?"

"Nein, nur drei Tage die Woche, aber das ist gut so. Genau richtig für mich".

"Ich finde das richtig gut!", sagte ich zu ihr. Und das stimmte auch. Sie war ja richtig fit und konnte wirklich anderen helfen, die wegen Krankheit oder sonstigem eben nicht mal eben zum Einkaufen fahren können, um sich die Zutaten für ein Essen zu kaufen.

"Aber wahrscheinlich auch nur, weil du so kein schlechtes Gewissen haben musst, dass du deine alte Mutter allein gelassen hast", meinte sie.

"Natürlich nicht!", sagte ich. "Und was meinst du mit alt? Du doch nicht!". Jetzt sah sie weg.

"Man ist immer so alt, wie man sich fühlt", flüsterte sie dann. Jetzt kamen wir in die gefährlichen Regionen, also sagte ich schnell:

"Du hast jetzt einen neuen Job, also musst du dich wie 20 fühlen, oder?". Sie schaffte es, mir ein Lächeln zuzuwerfen.

"So ungefähr", antwortete sie dann. "Wie geht es eigentlich deiner netten Untermieterin?"

Tja, wie ging es denn dieser bezaubernden Mitbewohnerin, die keine mehr war?

"Äh... gut", sagte ich. "Sie ist aber wieder ausgezogen, weißt du. Ob sie noch einmal wieder kommt, weiß ich nicht, und deshalb werde ich wahrscheinlich eine Kleinanzeige aufgeben, mit der ich mir einen neuen Untermieter suche"

"Oh, das ist schade", sagte meine Mutter. "Sie ist eine nette Frau, und ich hatte um ehrlich zu sein schon gehofft, dass da mehr daraus werden könnte und ihr mal... naja, meine Schuld, wenn ich schon soweit denke". Ich seufzte auf. Natürlich hatte sie daran gedacht, schließlich hoffte sie ja auf baldige Enkel.

"Ich habe dir ja gesagt, dass du da erstmal keine Hoffnungen hegen brauchst", sagte ich dann auch direkt.

"Ja, ich weiß. Aber ich sagte dir auch, dass die Hoffnung bleibt, schließlich bist du mein einziges Kind". Ja. Ihres schon... Und wieder war da Oliver in meinem Kopf. Der nervte schon, wenn er nicht vor mir saß. Blödian.

"Lucas, wieso ziehst du jetzt dann nicht wieder hier ein? Du suchst doch nur einen Untermieter, weil du die Miete brauchst, oder?". Ich konnte nicht glauben, wie schnell sie mich auch dieses Mal wieder durchschaut hatte. Ich musste bei Gelegenheit unbedingt mal vor dem Spiegel üben, superglücklich auszusehen, auch wenn ich innerlich in Wirklichkeit fertig war.

"Ich ziehe nicht mehr zurück. Das Haus ist so toll geworden und ich habe mich auch an die Umgebung gewöhnt"

"Dann hast du dich hier wohl nicht so richtig wohl gefühlt", sagte sie, "wenn du lieber einen Fremden um dich herum hast als deine Mutter". Ich rollte mit den Augen.

"Also wirklich, Mama! Du weißt genau, dass dem nicht so ist!". Sie schüttelte leicht den Kopf.

"Woher soll ich das denn wissen? Vor allem, wenn du so schnell ausziehst. Dabei wollte ich nur, dass es dir gut geht. Immer schon"

"Das weiß ich auch. Wirklich! Aber ich möchte jetzt einfach schauen, wie gut ich alleine zurecht komme. Wir besuchen uns ja trotzdem regelmäßig, wie im letzten halben Jahr auch". Sie seufzte auf.

"Ich sehe schon, ich kann dich nicht umstimmen. Das muss ich dann wohl akzeptieren". Ihre Stimme klang traurig, und das wollte ich wirklich nicht.

"Mama, du bist wirklich wahnsinnig wichtig für mich. Aber das muss ich jetzt allein schaffen". Sie sah mich kritisch an.

"Was musst du allein schaffen? Hast du doch Sorgen, von denen ich nichts weiß?". Herrje, meine Mutter machte wirklich jedem Röntgengerät Konkurrenz!

"Nichts, was dich beunruhigen muss", wich ich aus. "Keine Sorge". Ich wollte sie einfach nicht belasten, und normalerweise würde ich das jetzt auch mit Mark besprechen. Vielleicht musste ich mal Benny anrufen...

"Wie du meinst, Lucas. Aber du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst"

"Ja, das weiß ich", antwortete ich versöhnlich und lächelte sie schief an.

Es war schon verlockend, das gab ich zu. Ich hätte nur sagen müssen: Mama, es geht mir gerade nicht so gut, könntest du mir etwas Geld zustecken?, dann hätte sie das sofort gemacht, das wusste ich.

 

Aber irgendwie hinderte mich die Tatsache daran, dass das genau der Punkt war, den Mark angesprochen hatte, als wir die Wette festlegten. Ich habe ihn durch diese dämliche Wette und meiner Unehrlichkeit diesbezüglich verloren, da wäre es mir mehr als falsch vorgekommen, wenn ich jetzt genau das tat, was er bemängelt hatte.

Gegen später warf ich dann aber noch einen Blick in mein altes Zimmer, warum auch immer. Meine Mutter hatte daran nichts verändert. Wahrscheinlich hoffte sie wirklich, dass ich wieder zurück kam.

Meinen alten Computer würde ich dann wohl mit zu mir nehmen, denn der, der jetzt in meinem Haus stand, gehörte Marlene. Und meine Mutter konnte mit einem Computer nicht viel anfangen.

 

Am Abend ging ich nicht zu spät nach Hause, denn der Kneipenbesuch samt Rausch saß mir noch ganz schön in den Knochen und ich wollte ausgeschlafen zu Susi und Rita am nächsten Tag erscheinen.

Am nächsten Abend ging ich dann zum Hotel Casablanca. Eine gute Adresse in Two Lake City und sicher eine Absteige, die sich nicht alle Leute leisten konnten. Letztes mal waren Susi und Rita ebenfalls schon hier gewesen.

 

Im unteren Bereich lagen neben den Eingangstüren auch noch ein paar Geschäfte, in denen man noch mehr Geld liegen lassen konnte.

Ich schlenderte an der Rezeption vorbei, weil ich ja die Zimmernummer wusste. Noch einmal ging mir durch den Kopf, ob ich auch nichts vergessen hatte. Geduscht: positiv. Rasiert: positiv. After-Shave: positiv. Deodorant: positiv. Frische Klamotten: positiv. Zähne geputzt: positiv. 

 

Ich war also bestens vorbereitet.

Dann suchte ich das Zimmer der beiden, und stand schon ziemlich schnell davor. Also Lucas, dachte ich, bevor ich anklopfte, du hast jetzt ein bißchen Spass. Den hast du dir wahrhaftig verdient.

Die beiden begrüßten mich überschwänglich.

"Schön, dass du kommen konntest!", sagte Rita und umarmte mich sogar. Auch sie duftete gut, was ich erfreut zur Kenntnis nahm. Danach wurde ich von Susi gedrückt, die ebenfalls ein tolles Parfum trug. Nicht zu schwer, schön dezent, aber eben so, dass es auffiel.

Die beiden boten mir einen Platz auf dem Sofa und setzten sich selber. Gut, wenn sie zuerst noch ein wenig reden wollten, ging das auch. Es war ja noch früh am Tag.

"Zuerst einmal möchten wir dir danken, dass du gekommen bist", begann dann Susi.

"Dafür müsst ihr mir doch nicht danken!", wiegelte ich ab. "Ich treffe euch doch immer gern, dass wisst ihr doch!". Die beiden lächelten.

"Bevor wir jetzt gleich mit unserer... Sache beginnen", sagte Susi und mir wurde schon ganz heiß. Sache... nettes Wort für dieses aufregende Erlebnis, dass wir gehabt hatten, "möchten wir dir noch unsere vollen Namen nennen. Ich heiße Susan, und Rita ist nur der Spitzname für Marita". Gut, wenn ihnen das wichtig war, nannte ich sie eben dann ab jetzt bei ihren vollen Namen.

"Und ich bin immer noch der Lucas", lockerte ich die etwas steife Stimmung auf. Die beiden lachten tatsächlich. Na also, ging doch!

"Lucas", begann dann Marita, "Folgendes möchten wir dir sagen: Zum einen solltest du wissen, dass Susan und ich ein Paar sind". Ja, auf das war ich ja selbst schon gekommen.

"Ich habe damit kein Problem", sagte ich. Wenn es ihnen Spass machte, da immer wieder auch ein Erlebnis zu dritt zu haben, oder auch andere außergewöhnliche sexuelle Vorlieben hatten, war das völlig legitim. Ich war der Letzte, der da schief schaute.

"Das haben wir uns schon gedacht", sagte Susan.

"Und deshalb haben wir auch bei dir angerufen, Lucas. Diese Sache, die wir mit dir besprechen wollen, könnten wir niemals mit anderen Männern bereden. Dazu muss man so offen sein wie du".

Hm. >Die Sache< und >besprechen< in einem Satz... das passte ja nun nicht zu den Gedanken, die ich mir um diese >Sache< gemacht hatte.

"Wie kann ich euch denn helfen?", fragte ich aber dann.

"Nun", begann Susan, "Marita wird beruflich nach Silverstone versetzt, sie bekommt die Chance, die neu eröffnete Filiale ihrer Firma dort zu leiten. Sie arbeitet bisher als Floristin bei uns im Ort". Silverstone war eine Stadt in der Größe von Two Lake City, dass etwa 25 Autominuten von hier entfernt lag.

"Das ist natürlich toll", sagte ich, obwohl ich jetzt noch konfuser wurde. Was hatte das mit mir zu tun?

"Susan arbeitet freiberuflich als Journalistin und ist beruflich nicht an einen Ort gebunden. Und weil du hier in der Nähe wohnst, sind wir dann auch auf dich gekommen", ergänzte Marita.

"Okay, was kann ich für euch tun?", wollte ich dann endlich wissen.

Susan sah mich an.

"Das, was wir dich jetzt fragen werden, muss unter uns bleiben. Absolute Diskretion ist erforderlich, die wir, wenn wir uns einig werden, auch schriftlich festlegen möchten". Ich wurde immer verwirrter und wollte jetzt wirklich endlich wissen, um was es hier ging. Marita sprach weiter, es schien, als wären sie auf dieses Gespräch bestens vorbereitet. Im Gegensatz zu mir, der nicht einmal wusste, was das Thema war.

"Es ist so: Susan und ich haben wilde Jahre hinter uns. Wir haben alles probiert, was man probieren konnte, haben Partys gefeiert, sexuell viel ausprobiert - uns ausgetobt, wie man so schön sagt. Doch irgendwann wurden wir ruhiger, unsere Karrieren rückten in den Vordergrund und irgendwann sind die wilden Nächte weniger geworden. Uns gefiel das aber, wir hatten festgestellt, was wir einander bedeuten und lebten dann als Paar in einer kleinen Wohnung. Es lief und läuft gut mit uns. Aber irgendwann haben wir uns über Kinder Gedanken gemacht. Eigentlich sind wir beide sehr kinderlieb und es war klar, dass wir eigene Kinder möchten".

"Das... ist ja schön", stammelte ich. "Wobei das biologisch dann nicht ganz einfach werden wird, oder?". Die beiden lachten.

"Das ist natürlich richtig. Wir haben deshalb auch schon einen Antrag für eine Adoption gestellt. Aber die Chancen, dass zwei Frauen ein Kind adoptieren können, sind gering. Sehr gering sogar. Man hat uns gewarnt, dass wir vielleicht nie ein Kind bekommen werden". Susans Blick flackerte und ich bemerkte, wie nahe ihnen das Thema ging. Ich hatte mir bisher über diese Problematik keine Gedanken gemacht, schon allein, weil ich ja nicht selbst betroffen war. Jetzt aber, da diese zwei netten Frauen vor mir saßen und einfach die Chance auf ein Kind haben wollten, dass zu ihnen Mama sagte, bemerkte ich erst, wie benachteiligt gleichgeschlechtliche Paare immer noch waren.

"Das tut mir leid", sagte ich deshalb auch ehrlich.

Susans Blick glitt nun nach unten.

"Lucas", sagte sie, "wir wollen wirklich ein Kind, und diese Adoptionsgeschichte ist uns zu unsicher. Also musste eine andere Lösung her. Als Marita das Jobangebot bekam und wir dich auf deiner Party gesehen haben, fiel es uns wie Schuppen von den Augen, was mir machen können". Mein Magen krampfte sich zusammen.

 

Urplötzlich ahnte ich, was die beiden mich fragen wollten.

 

Wo konnte man hier möglichst unauffällig flüchten?

Marita sprach dann weiter.

"Wir möchten dir ein Angebot machen", begann sie, konnte mich jedoch ebenfalls kaum dabei ansehen. "Da wir uns auf die Adoption nicht verlassen können, möchten wir es mit einem Samenspender probieren. Die Unpersönlichkeit einer Samenbank wollten wir dann aber nur im äußersten Notfall in Anspruch nehmen, denn das hat sowas Klinisches, das wir eigentlich nicht möchten. Du bist so aufgeschlossen gewesen, hast mit uns beiden eine Nacht verbracht, außerdem haben wir auf der Party gesehen, wie locker du bist. Und deshalb wollten wir dich fragen, ob du uns...", sie räusperte sich kurz, "deinen Samen zur Verfügung stellen würdest".

 

Aaaaah! Wo war das Loch, in das man verschwinden konnte, wenn man es brauchte???

Angstschweiß trat mir aus jeder Pore, die ich besaß. Sie hatten das ja nett formuliert, sehr geschäftsmäßig, aber das änderte nichts an der Tatsache, das ich Vater werden würde!!!

 

Oh Gott! Ich feierte bald meinen 24. Geburtstag, da wollte ich noch nicht einmal daran denken, wie man Vater buchstabierte. Und schon gar nicht einer werden!

 

"Lucas, du hättest keine Pflichten gegenüber des Kindes. Es wäre unseres, wir regeln das alles schriftlich. Es geht nur darum, dass Susan schwanger werden wird. Sobald das passiert ist, bist du aus der Sache draußen". Ich sah Susan an. Klar, Marita würde eine Filiale leiten und deshalb nicht so einfach schwanger werden können. Und Susan konnte gut von zu Hause arbeiten. Es war perfekt durchdacht. Nur mir gefiel meine Rolle in dem ganzen Spiel überhaupt nicht.

 

Aus der Sache draußen... ich wusste, dass sie das auch wirklich so meinten. Sie würden das Kind als ganz normale Familie aufziehen, eben mit dem Unterschied, dass es dort keinen Mann als Papa, sondern zwei Mamas gab.

 

Aber konnte ich damit leben, dass nicht einmal weit von mir entfernt ein Kind aufwuchs, dass meine Gene in sich trug? Würde das Kind nicht irgendwann einmal Fragen stellen? Und mich dann suchen, so wie das Oliver getan hatte?

"Du musst dich jetzt noch nicht entscheiden. Wir sind noch ein paar Tage hier, weil wir hier in der Gegend jetzt auch auf Wohnungssuche sind. In zwei Monaten fange ich als Filialleiterin an, da sollte der Umzug eigentlich gelaufen sein", sagte Marita.

"Das kann ich auch noch nicht gleich entscheiden", sagte ich ehrlich. Eigentlich hätte ich ja sofort nein sagen können, aber ich wollte ihnen das Gefühl geben, mir tatsächlich Gedanken gemacht zu haben.

"Das ist verständlich", meinte Susan.

"Wisst ihr, für mich waren Kinder nie ein Thema...", sagte ich.

"Du würdest von uns auch das Geld bekommen, welches wir für die Adoption bezahlen hätten müssen. Was da zusammen kommt, ist wirklich unglaublich", ergänzte Marita.

"Das ist nicht der Punkt", sagte ich überzeugt. Das hatte sowas von Kinderhandel, fand ich. Furchtbar.

"Das ist nett, dass du das sagst", lächelte Susan. "Du wärst ein Glücksgriff für uns. Gute Gene, moralisch toll, aufgeschlossen... und du könntest zwei Frauen richtig glücklich machen"

"Mit jeder anderen Sache würde ich euch helfen. Aber das ist... nicht einfach für mich. Ich wollte nie Kinder haben, und ich weiß nicht, ob ich mit dem Gedanken klar käme, dass dort draußen eben doch ein Kind aus meinem Samen herumläuft. Wisst ihr, was ich meine?". Die beiden sahen sich an.

"Ja, das wissen wir", sagte Marita. "Und schon allein deshalb steigst du nochmal in der Gunst als Wunschkandidat. Wir können dir nur sagen, dass wir überglücklich wären. Wenn es dir etwas bedeuten würde, könnten wir uns ja als Freunde immer wieder mal treffen, so dass du das Kind sehen könntest". Ob ich das wollte?

"Ich brauche noch Zeit", sagte ich, denn im Moment war ich mehr als durcheinander.

"Die hast du. Wir sind ja jetzt, wie gesagt, sowieso erst noch auf Wohnungssuche, dann im Umzugsstress, dann muss ich mich auch erst einmal mit dem neuen Job vertraut machen... da gehen noch einige Wochen ins Land. Wir wollten dir nur schon das Angebot machen, weil wir gerade noch da sind. Und dass du die Zeit hast, in Ruhe zu überlegen". Ich atmete auf. Eigentlich dachte ich, ich bräuchte mir keine Gedanken darüber zu machen, weil ich wusste, was ich sagen würde. Aber jetzt schon ertappte ich mich dabei, wie ich nachdachte, was da die beste Lösung für alle wäre.

 

Und dann, nach sekundenlanger Verzögerung, kamen dann endlich die Worte "Wohnungssuche" und "Umzugsstress" in meinem Hirn an. Silverstone lag nicht weit von hier, mit einem Auto könnte Marita täglich wunderbar zu ihrer Arbeit pendeln...

"Abgesehen davon, ob ich das nun mache oder nicht", begann ich, "könnte ich euch anbieten, bei mir zu wohnen. Meine Mitbewohnerin ist ausgezogen und das Haus ist groß genug, um euch Platz zu bieten. Wir könnten als WG zusammenleben und ihr hättet den Stress der Wohnungssuche erstmal hinter euch. Was dann später mal passiert, sei dahingestellt, aber vorerst wäre das doch eine gute Möglichkeit, oder?". Nun sahen mich die beiden erstaunt an.

 

Lange mussten sie nicht überlegen.

 

Gleich zwei Tage später erhielt ich ihren Anruf, dass sie mein Angebot gerne annehmen würden.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Wir handelten einen Vertrag aus, der schnell stand. Da ich ihnen davon erzählte, dass ich bald einen größeren Geldbetrag zurück zahlen musste, waren wir so überein gekommen, dass sie mir dieses Geld gaben, was sie für die Adoption hätten bezahlen müssen. Nicht jedoch dafür, dass ich mich bereit erklärte, als Samenspender zu fungieren, sondern als Mietvorschuss. Die beiden würden so jetzt für mehrere Monate keine Miete bezahlen müssen, lediglich die laufenden Kosten und die Beteilung an den Einkäufen müssten sie noch bezahlen. Die beiden opferten also das Geld für die Adoption, weil ihre Chancen diesbezüglich ja sowieso so klein waren und baten mich aber noch einmal, mir das mit der Spende zu überlegen. Was ich ihnen auch versprach, obwohl sich mir beim Gedanken daran immer noch alles zusammen zog. Als das Geld von ihnen auf meinem Konto war, konnte ich dann Marlene ihres überweisen. Und ich hatte eine große Sorge weniger.

 

Dafür hatte die Simlane zwei neue Mitbewohnerinnen bekommen. So war ich auch nicht mehr allein in dem Haus.

Natürlich war deshalb nicht alles aus der Welt. Der Streit mit Mark setzte mir stark zu, außerdem die Tatsache, dass ich nicht wusste, wo Marlene war. Dann natürlich immer noch Oliver... ich hatte immer noch nicht zum Hörer gegriffen, um ihn anzurufen.

 

Gut, dass ich noch Benny hatte. Er kam auch wie gewohnt noch oft nach der Arbeit mit zu mir. An diesem Tag plauderten wir über unseren bevorstehenden Jobverlust.

"Ich weiß nicht, was ich dann machen soll", sagte ich ehrlich.

"Hast du dich denn noch nicht um einen neuen Job gekümmert?", fragte mich Benny erstaunt. Hätte ich vielleicht sogar, aber mir ging es in der letzten Zeit einfach viel zu schlecht, um den Kopf für die Jobsuche frei zu haben.

"Ich konnte noch nicht", sagte ich dann ehrlich.

"Das ist aber schlecht. Du weißt ja, nach den Wahlen in 3 Wochen bist du dann arbeitslos"

"Hast du etwa einen neuen Job?", fragte ich.

"Ja, zwar nichts Weltbewegendes, aber ich werde meine Miete weiter bezahlen können".

"Das freut mich für dich, Benny", sagte ich zu ihm.

"Du wirst auch was finden. Vielleicht kann ich mich ja mal in den Labor, in dem ich untergekommen bin, umhören, ob nicht noch jemand irgendwo gebraucht wird". Ich verzog das Gesicht. Laborarbeit war wirklich kein Traumjob, aber wenn es nicht anders ging, würde ich eben auch das nehmen.

 

Irgendwann später kamen wir auf Marlene zu sprechen. Ich sagte Benny, dass ich mir Sorgen machte und gerne wüsste, ob es ihr gut ging.

Da druckste er ein wenig herum.

"Benny? Weißt du mehr als ich? Wenn ja, bitte sag` mir nur, ob es ihr gut geht!", forderte ich ihn auf.

"Du sagst ihr nicht, dass ich dir was gesagt habe, ja? Ich habe ihr versprochen, dir nichts zu sagen". Dann hatte sie mit Benny Kontakt! Ihr schien es also gut zu gehen! Ein Glück!

"Dann geht es ihr also gut?", fragte ich Benny erleichtert.

"Ja, es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Sie ist zwar nicht wirklich gut auf dich oder Brandi zu sprechen, und das kann ich sogar verstehen, aber sie wohnt jetzt vorerst mal bei mir"

"Was? Bei dir?", fragte ich ihn.

"Ja, und das ist wirklich...". Er sprach nicht weiter, aber so wie er grinste und seine Augen leuchteten, war es ihm wohl nicht unrecht, dass sie bei ihm untergekommen war.

"Benny, ich würde mich irgendwann gerne mit ihr aussprechen. Ich hatte nicht einmal die Chance, mich bei ihr zu entschuldigen. Wenn du das Gefühl hast, dass sie zu einer Aussprache bereit wäre, kannst du mir dann bitte Bescheid geben, ja?". Benny zögerte kurz, doch dann sagte er:

"Gut, so können wir es machen. Wenn du mir versprichst, sie nicht wieder zu verletzen". Ein Satz, der mir deutlich meine Vermutung bestätigte. Benny war wohl in Marlene verliebt.

"Ja. Das verspreche ich", sagte ich zu ihm.

"Okay", sagte Benny. "Ich halte die Ohren auf. Wenn du mir dafür sagst, was Marlenes Lieblingslokal ist, in das ich sie mal entführen könnte. Nur, damit sie mal wieder auf andere Gedanken kommt". Klar! Ich knuffte ihn am Oberarm, und er grinste breit. Ich sagte ihm dann, dass sie am Liebsten italienisch aß und besonders die Pizzen im ´Verona` mochte. Er bedankte sich für die Information und ich ihm dafür, dass er mir helfen wollte, dass ich mich mit Marlene aussprechen konnte.

 

Blieb` noch Mark. Wie konnte ich ihn überzeugen, dass es mir total leid tat, was ich gemacht hatte? Vielleicht sollte ich einfach mal vor seiner Tür auf ihn warten, wenn er von der Arbeit kam, denn am Telefon sprach er ja nicht mit mir.

Und dann gab es da noch jemanden, den ich anrufen sollte. Es galt, Fragen zu beantworten. Und ich würde mich jetzt dem stellen und nicht mehr davor davon rennen.

 

 

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19.03.19 Endlich! Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich die Seite nun fit für die DSGVO gemacht, alles ist online und ihr könnt hier wieder die Abenteuer meiner Schillers lesen!

 

Ich wünsche euch viel Spaß dabei!

 

 

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